Am 6. September haben Landwirte im polnischen Medyka, im südöstlichen Woiwodschaft Karpatenvorland, einen Protest begonnen. Nach Angaben der ukrainischen Zollverwaltung blockierten sie zeitweise die Einfahrt von Lastwagen in Richtung Ukraine. Die Aktion war zunächst als Warnstreik bis in den Nachmittag angekündigt.
Die Bauern machten damit auf ihre wirtschaftliche Lage aufmerksam. Nach Darstellung der polnischen Fachpresse sehen sie sich mit Preisen für Getreide konfrontiert, die kaum über dem Niveau von vor 25 Jahren liegen. Während die Verbraucherpreise für Grundnahrungsmittel wie Brot deutlich gestiegen sind, verharren die Erzeugerpreise für Weizen und Mais auf sehr niedrigem Niveau.
Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die aktuellen Abnahmepreise. Für Mais erhalten Betriebe rund 350 Złoty pro Tonne, was nach Angaben der Landwirte unter den Produktionskosten liegt. Weizen wird mit etwa 600 Złoty pro Tonne bewertet, während Brotpreise im Einzelhandel in den vergangenen Jahren ein Mehrfaches zugelegt haben.
Hinzu kommt der Vorwurf doppelter Standards. In Polen und der EU gelten strenge Umweltauflagen, unter anderem ein Verbot von gentechnisch veränderten Pflanzen. Gleichzeitig gelangt Soja aus Brasilien und Argentinien ohne Einschränkungen auf den europäischen Markt. Für polnische Betriebe drohen dagegen hohe Strafen bei Verstößen gegen das nationale Gentechnikrecht.
Auch der Verlust von Pflanzenschutzmitteln wird kritisiert. Zahlreiche Wirkstoffe, die traditionell in Getreide- und Zuckerrübenkulturen eingesetzt wurden, sind inzwischen verboten. Aus Sicht der Landwirte mindert dies die Erträge und erhöht die Kosten.
Darüber hinaus klagen kleinere Betriebe über einen wachsenden bürokratischen Aufwand. Genannt wird insbesondere die Pflicht, selbst kleinste Pflanzenschutzmaßnahmen elektronisch zu dokumentieren. Dies betreffe auch Flächen von nur wenigen Ar, was zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet.
Ein weiterer Punkt betrifft die europäische Klimapolitik. Landwirte berichten, dass sie Teile ihrer Flächen stilllegen sollen, während in Südamerika Wälder für den Sojaanbau gerodet werden. Diese Diskrepanz sorgt in den Betrieben für erheblichen Unmut.
Mit der Blockade am Grenzübergang wollten die Landwirte ihrem Protest Nachdruck verleihen. Sie machten deutlich, dass sich viele Betriebe in einer existenziell schwierigen Lage sehen und auf politische Veränderungen hoffen.
