Die Räumung von verminten landwirtschaftlichen Flächen in der Ukraine kommt nur langsam voran. Nach aktuellen Berechnungen könnte es mehr als 80 Jahre dauern, bis alle kontaminierten Böden vollständig gesäubert und wieder nutzbar sind. Damit steht nicht nur die Sicherheit der Landbevölkerung, sondern auch die landwirtschaftliche Produktion des Landes langfristig unter Druck.
Nach einem Bericht des Rechnungshofes wurden von 2022 bis Juli 2025 lediglich 7.750 Hektar nach nationalen Standards für humanitäres Minenräumen freigegeben. Das entspricht nur 0,08 Prozent der insgesamt belasteten Flächen. Weitere 403.000 Hektar konnten im vereinfachten Verfahren zur Nutzung freigegeben werden, ohne vollständige Räumung nach den offiziellen Vorgaben.
Auf Basis dieser Zahlen schätzen die Prüfer, dass bei gleichbleibendem Tempo eine vollständige Entminung etwa 83 Jahre in Anspruch nehmen würde. Bis Anfang 2025 waren 73 Organisationen offiziell im Bereich der Minenräumung registriert, mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Doch tatsächlich aktiv waren nur 24 davon, darunter vier staatliche Einrichtungen. Ihr Anteil an den geleisteten Arbeiten lag bei lediglich neun Prozent. In allen Einrichtungen zusammen arbeiten rund 1.700 Spezialisten – viel zu wenige für die Größe der betroffenen Gebiete.
Finanzielle Unterstützung erhält die Ukraine in erheblichem Umfang von internationalen Partnern. Mehr als eine Milliarde US-Dollar sind für den Zeitraum 2022 bis 2028 zugesagt oder bereits ausgezahlt. Bedeutende Geber sind die USA, die Schweiz und die Europäische Union. Diese Mittel fließen jedoch nicht in den Staatshaushalt, sondern werden direkt an Organisationen wie HALO Trust, Norwegian People’s Aid oder MAG überwiesen.
Auf nationaler Ebene wurde 2024 ein neues Programm zur Kostenerstattung für humanitäre Minenräumung auf Agrarflächen aufgelegt. Ursprünglich waren dafür drei Milliarden Hrywnja vorgesehen, letztlich standen jedoch nur 434,5 Millionen Hrywnja zur Verfügung. In der Praxis erwies sich das Verfahren als kompliziert. Bis April 2024 hatte kein Landwirt Zahlungen erhalten, weil notwendige Bestätigungen fehlten oder steuerliche Bedingungen nicht erfüllt waren.
Die Wirksamkeit der Programme blieb daher gering. Im Jahr 2024 wurden durch die Kompensationsregelungen keine Flächen tatsächlich freigegeben. Bis Juli 2025 konnten lediglich 2.550 Hektar auf diesem Weg geräumt werden, weniger als 0,5 Prozent der betroffenen Gebiete. Private Anbieter meldeten zwar 21.000 Hektar geräumte Flächen, doch an die Landwirte gelangten nur 5.250 Hektar zurück. Zum Vergleich: Streitkräfte und Sicherheitsdienste untersuchten in demselben Zeitraum 598.000 Hektar und gaben 403.000 Hektar im vereinfachten Verfahren zur Nutzung frei.
Während des Audits wurden erste Maßnahmen eingeleitet, um Abläufe zu verbessern. So legte das Verteidigungsministerium einen Entwurf für eine neue Regierungsverordnung zur Planung und Überwachung der Räumarbeiten vor. Zudem haben das Landwirtschafts- und das Wirtschaftsministerium Leitlinien veröffentlicht, die eine Priorisierung der gefährdeten Gebiete ermöglichen sollen.
Der vollständige Bericht des Rechnungshofes wurde dem ukrainischen Parlament übermittelt und auf der offiziellen Website der Behörde veröffentlicht.

