Wegen anhaltend wechselhafter Wetterbedingungen verschiebt sich die Ernte in weiten Teilen Deutschlands. Diese Verzögerung hat bislang zu einer leichten Preisstabilisierung bei Getreide geführt. Gleichzeitig mehren sich jedoch die Bedenken hinsichtlich der Qualität, insbesondere bei Weizen.
Während sich die Erntesituation in Deutschland nur schleppend entwickelt, richtet sich der internationale Blick auf die Schwarzmeerregion. Die jüngsten Einschätzungen zur Weizenernte zeigen ein gemischtes Bild. In Russland haben mehrere Analyseinstitute ihre Prognosen für die diesjährige Erntemenge nach unten korrigiert. Das Institut für Agrarmarktstudien (IKAR) reduziert seine Schätzung von 84,5 Millionen Tonnen auf 84 Millionen Tonnen. Auch das US-Landwirtschaftsministerium USDA sowie das russische Beratungsunternehmen SovEcon gehen von niedrigeren Erträgen aus und erwarten jeweils 83,5 beziehungsweise 83,6 Millionen Tonnen.
Auch in der Ukraine trübt das Wetter die Ernteaussichten. Das ukrainische Landwirtschaftsministerium schätzt die Weizenernte nun auf rund 21 Millionen Tonnen – ein Rückgang gegenüber den 22 Millionen Tonnen des Vorjahres. Obwohl die Bedingungen nicht optimal sind, schließen Beobachter verstärkte Exporte aus Russland dennoch nicht aus.
Dagegen entwickeln sich die Erwartungen in Westeuropa etwas positiver. In Deutschland und Frankreich rechnen Marktbeobachter jeweils mit einer spürbaren Ausweitung der Weizenernte. Für Deutschland liegt die aktuelle Schätzung um etwa 3 Millionen Tonnen über dem Vorjahr, in Frankreich sogar um rund 7 Millionen Tonnen. FranceAgriMer prognostiziert, dass die Endbestände in Frankreich auf etwa 3,9 Millionen Tonnen steigen könnten. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 60 Prozent gegenüber dem vorherigen Wirtschaftsjahr.
Trotz dieser überregional positiven Aussichten stockt der Erntefortschritt in Deutschland weiter. Besonders im Nordosten behindern anhaltende Niederschläge die Arbeit auf den Feldern. Die schleppende Entwicklung schlägt sich auch in den Preisen nieder: Weizen und Gerste haben im Wochenvergleich leicht zugelegt. Der Markt signalisiert damit einen kurzfristigen Bedarf, der durch die langsame Ernte nicht gedeckt werden kann.
