Die Weizenexporte Russlands nach Syrien wurden vorübergehend ausgesetzt. Laut einer Mitteilung von Reuters am Freitag ist die Unsicherheit über die neue Regierung in Syrien sowie die Verzögerung bei Zahlungen die Ursache. Zwei Schiffe mit russischem Weizen an Bord haben ihr Ziel in Syrien bislang nicht erreicht.
Ein Insider aus der Nähe der russischen Regierung erklärte, dass die Exporteure zögern, unter den aktuellen Bedingungen Weizen nach Syrien zu liefern. Nach einem Regierungswechsel in Damaskus sei unklar, wer künftig für die Abwicklung des Weizenimports verantwortlich sein werde. Niemand wolle derzeit das Risiko eingehen, unter den gegenwärtigen Umständen Weizen zu liefern, sagte die Quelle.
Daten zur Schiffsbewegung zeigen, dass eines der betroffenen Schiffe, die „Mikhail Nenashev“, vor der syrischen Küste vor Anker liegt. Ein zweites Schiff, die „Alpha Hermes“, ist nach einem Aufenthalt vor Syrien auf dem Weg zum ägyptischen Hafen Alexandria.
In der Vergangenheit wickelte die syrische Hoboob-Behörde den Import von Weizen über Ausschreibungen ab. Aufgrund der internationalen Sanktionen ist Syrien jedoch zunehmend auf Netzwerke internationaler Zwischenhändler angewiesen, um die russischen Lieferungen sicherzustellen. Quellen in Syrien berichten, dass die neue Regierung entweder eine Neuorganisation von Hoboob oder die Einrichtung einer neuen Behörde für den Import von Gütern plant.
Ein syrischer Insider erklärte, dass die Verzögerungen auf Zahlungsunsicherheiten zurückzuführen seien. Russland und die syrische Übergangsregierung stünden in Kontakt, um eine Lösung zu finden. Auch von russischer Seite wurde bestätigt, dass Exporteure mit der syrischen Regierung kommunizieren.
Da die syrische Seite bisher keine Zahlungen für den gelieferten Weizen geleistet habe, könnte die auf zwei Schiffe verteilte Fracht von insgesamt rund 60.000 Tonnen an einen anderen Käufer weiterverkauft werden.
Eduard Zernin, Vorsitzender der Russischen Union der Getreideproduzenten und -exporteure, erklärte, dass die russischen Exporteure nicht beabsichtigen, die Lieferungen nach Syrien einseitig einzustellen. Er schätzt den jährlichen Weizenimport Syriens auf etwa zwei Millionen Tonnen und betont, dass das Land zwar kein Hauptabnehmer ist, ein Lieferstopp aber zu ernsten Engpässen führen könnte. Angesichts der über 23 Millionen Einwohner Syriens könne dies sogar zu einer Hungersnot beitragen.
Nach Analysen der Experten, hat Syrien im aktuellen Exportjahr 300.000 Tonnen russischen Weizen erhalten und liegt damit auf Platz 24 der Abnehmerländer. Die Importmenge variiere jedoch stark und hänge von der eigenen Ernte Syriens ab.