Die Ernte ist der Moment, in dem sich ein ganzes Agrar-Jahr entscheidet – und die richtige Erntemaschine kann dabei Gold wert sein. Ein moderner Mähdrescher kostet jedoch schnell so viel wie ein Einfamilienhaus. Neumaschinen für das Modelljahr 2025 beginnen bei rund 300 000 € netto und klettern – je nach Ausstattung – bis über 500 000 €. Gebrauchte Geräte gibt es ab etwa 40 000 €, allerdings mit fünf-stelligen Betriebsstunden. Kurz gesagt: Ein Fehlkauf tut richtig weh.
Damit das nicht passiert, führt dich diese Mähdrescher kaufen Checkliste Punkt für Punkt von der ersten Bedarfsanalyse bis zur Vertragsunterschrift.
Mähdrescher kaufen Checkliste – Bedarfsanalyse & Betriebsziel festlegen
Zuerst kommt der Blick in den eigenen Betrieb: Flächengröße, Anzahl der Kulturen und die Länge deines Erntefensters bestimmen die benötigte Schlagkraft. Auf 80 ha Weizen mit breitem Wetterschutz reicht oft ein 300-PS-Schüttler. Bewirtschaftest du hingegen 400 ha mit Weizen, Raps und Mais, rückt ein 500-PS-Hybrid- oder Rotormodell ins Blickfeld. Denke auch an Strohmanagement: Wer viel Stroh verkauft, braucht vielleicht keinen Hochleistungs-Häcksler, wohl aber einen sauberen Schwadformer.
Merkliste
- Fläche pro Hauptfrucht
- Durchschnittliche Druschzeit pro Tag (Wetterdaten!)
- Transportwege zum Hof oder Lohnunternehmer
- Personal: Wer kann fahren? Wer wartet?
So entsteht dein „Soll-Profil“ – das Rückgrat unserer Checkliste.
Leistungsparameter & technische Kennzahlen verstehen
Marketing-Prospekte protzen gern mit Schlagworten wie „15 t/h Durchsatz“ oder „700 PS“. Entscheidend sind jedoch die Parameter, die zu deinem Betrieb passen:
Kennzahl | Bedeutung | Faustregel |
---|---|---|
t h⁻¹-Durchsatz | Kornmenge pro Stunde | > Slotschieber? Gleichmäßig füttern! |
Korntankvolumen | reduziert Abtankstopps | 10 000 l ≈ 7 t Weizen |
Loss-Sensoren | messen Restkornverlust | Ziel < 1 % |
PS / Drehmoment | Rohleistung des Motors | Faustformel: 1 PS pro t/h Getreide |
Dieselverbrauch | Stage-V-Motor mit SCR spart ~10 % ([PDF] Die 10 interessantesten Fakten über Mähdrescher.) | 1 l Diesel ≈ 2,7 kWh |
Schaue nicht nur aufs Datenblatt, sondern aufs Verhältnis von Korndurchsatz zu Tankgröße, Häckslerart und Antriebsstrang.
Schneidwerk-Wahl beim Kauf eines Mähdreschers
Das Schneidwerk bestimmt, wie sauber das Dreschwerk gefüttert wird. Punkte zum Abhaken:
- Arbeitsbreite: Passt sie zu deinen Fahrgassen und Transportwegen?
- Variotisch: Bei kurzen und langen Halmen flexibel?
- Rapsvorsatz: Seitenschneider und Tischverlängerung minimieren Verluste.
- Maisgebiss: Rotor-Mähdrescher zeigen hier ihre Stärke, weil sie ohnehin auf Körnermais ausgelegt sind.
- Schrägförderer-Kupplung: Hydraulik und Elektrik per Multikuppler sparen Zeit.
Gönn dir eine Demo: Ein schlecht gefütterter Drescher vergeudet PS – und Diesel.
Korntank & Entladesystem prüfen
Ein großer Korntank klingt verlockend, bringt aber Gewicht und Höhe. Prüfe:
- Tankgröße (z. B. 12 500 l = ~9 t Weizen)
- Entleerleistung (120–150 l/s sind heute Standard)
- Überladerohr: Reichweite zum Anhänger; Höhe bei Hackschnitzeln?
- Klapprohr oder Teleskop? Klapprohre sparen Transportbreite.
- Restentleerung: Mais oder feuchter Roggen dürfen nicht kleben bleiben.
Motorleistung, Abgasnorm & Kraftstoffeffizienz
Seit 2023 gilt in der EU Stage V. Moderne Common-Rail-Motoren mit SCR und AdBlue stoßen weniger NOx aus und verbrauchen laut Hersteller bis zu 10 % weniger Diesel. Unser Tipp:
- PS-Reserve einplanen (10–15 %) für feuchtes Getreide.
- Dieselverbrauch live per Telematik protokollieren.
- Tankvolumen so wählen, dass du wenigstens 10 h ohne Nachtanken druschen kannst.
Drusch- und Abscheidesysteme vergleichen
Schüttler sind robust, benötigen bei hoher Stroh-Feuchte jedoch mehr PS. Rotor-Systeme glänzen mit gleichmäßigem Gutfluss und hoher Druschqualität, brauchen aber eine feinere Einstellung. Hybrid-Mähdrescher (z. B. CLAAS Lexion APS Synflow) kombinieren Trommel und Rotor.
System | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Schüttler | einfache Wartung, geringere Anschaffungskosten | mehr Verluste bei Mais, höhere Bauhöhe |
Rotor | exzellente Druschqualität, hoher Durchsatz | aufwendig zu kalibrieren, teurer |
Hybrid | universell einsetzbar | komplexe Technik, höheres Gewicht |
Teste im eigenen Bestand – nichts schlägt eine Probefahrt.
Elektronik, ISOBUS & Präzisionslandtechnik
Selbst Mittelklasse-Drescher sind inzwischen rollende Precision-Farming-Hubs.
Wichtige Module auf der Checkliste:
- GPS-Lenksystem (RTK) – reduziert Überfahrten.
- Ertrags- & Feuchtesensoren – Pflicht für digitale Agrarbücher.
- ISOBUS-Task-Controller – übergibt Applikationskarten direkt an die Sämaschine.
- Telematik – Ferndiagnose spart Werkstattfahrten.
- API-Schnittstellen – Daten fließen in dein Farm-Management-System.
Investiere lieber jetzt in offene Schnittstellen, statt später teuer nachzurüsten.
Kabinenkomfort & Ergonomie
Lange Druschtage sind Knochenarbeit. Prüfe daher nicht nur die Sichtlinie aufs Schneidwerk, sondern auch:
- 360°-Sicht durch Glasfläche und Kameras.
- Bedienterminal: Touch oder Jog-Dial?
- Geräuschpegel unter 74 dB(A) entlastet das Gehör.
- Klimaautomatik mit Pollenfilter.
- Bequemer Grammer- oder Sears-Sitz mit aktiver Federung.
Ein fitter Fahrer schlägt jeden zusätzlichen Pferdestärken bei der Tagesleistung.
Reifen- oder Raupenlaufwerk? Laufwerks-Check
Große 750/65 R26-Reifen sparen Anschaffungskosten und bleiben bei ≤ 30 km/h straßentauglich. Raupenlaufwerke halbieren den Bodendruck auf < 1 kg/cm², kosten aber Aufpreis und Wartung. Einige Fragen:
- Planst du Mulchsaat? Dann minimiere Verdichtung.
- Wie breit dürfen deine Dorfstraßen sein?
- Brauchst du 40 km/h Transporttempo? Dann eher Reifen.
Strohmanagement & Häckslerfunktionen berücksichtigen
Ein guter Häcksler spart später Diesel bei der Bodenbearbeitung. Achte auf:
- Stufenlose Häcksellänge (5–18 cm).
- Automatische Stroh- und Spreuverteilung bis 12 m Arbeitsbreite.
- Schnellwechselmesser (verschleißarm).
- Schwadformer zuschaltbar, wenn du Ballen pressen willst.
Verluste & Druschqualität überwachen
Restkorn-Verlust von unter 1 % ist machbar, wenn:
- Verlustsensoren richtig kalibriert sind.
- Siebe sauber eingestellt werden (Luftstrom / Gebläsedrehzahl).
- Überkehr nicht überläuft (max. 25 % des Hauptstroms).
- Gutfluss bei 80–90 % Auslastung liegt – dann stimmt die Kraftstoffeffizienz.
Wartung, Service & Ersatzteilverfügbarkeit
- Tägliche Schmierpläne: je weniger Fettpunkte, desto besser.
- Prüfe das Händlernetz – 24 h-Ersatzteillogistik ist Gold wert.
- Remote-Service via Telematik spart Anfahrtspauschalen.
- Beachte Garantiebedingungen: 2 Jahre oder 1 500 h sind üblich.
Neu oder gebraucht kaufen – Plus-/Minus-Liste
Neu
+ top Technik, volle Garantie
+ Stage V ohne Nachrüstung
– hoher Kapitalbedarf
– Wertverlust (ca. 25 % in drei Jahren)
Gebraucht
+ geringere Investition (50–60 % des Neupreises)
+ oft erprobte Technik
– höheres Ausfallrisiko
– ggf. Nachrüstung Stage V für Straßenfahrt
Tipp: Ein junger Gebrauchter (< 1 000 h) kann ein exzellenter Mittelweg sein.
Finanzierung, Leasing & Fördermittel beim Mähdrescher kaufen
- Leasing schont Liquidität, bietet Steuervorteile.
- Mietkauf sichert Eigentum nach Ablauf.
- Betriebsindividuelle Investitionsrechnung (€/t Erntegut) zeigt Klartext.
- Prüfe Landwirtschaftliche Rentenbank oder Landesprogramme für Zinssubventionen.
Mehr Infos findest du hier: Förderprogramme für Landtechnik – Landwirtschaftliche Rentenbank.
Probefahrt & Vorführung: Praxis-Checkpunkte
Bestehe auf einer Vorführung im eigenen Getreide. Achte dabei auf:
- Gutfluss und Dreschqualität bei 15 % Feuchtigkeit.
- Hangtauglichkeit – wird das Sieb automatisch nivelliert?
- Telematik-Live-Daten (l/ha Diesel, t/h Durchsatz).
- Häckslerqualität und Schwadbild.
Messen = Wissen – notiere alle Beobachtungen in deiner Checkliste.
Kaufabschluss: Ausdruckbare Checkliste & Vertragsdetails
Vor der Unterschrift:
- Serien- und VIN-Nummern prüfen
- Lieferumfang (Schneidwerk, Wagen, GPS) dokumentieren
- Schulung & Inbetriebnahme fixieren
- Zahlungsplan (Anzahlung, Rate, Rest) festschreiben
Eine unterschriebene Übergabe-Checkliste schützt beide Seiten.
Typische Fehler beim Mähdrescher kaufen vermeiden
- Zu kleine Maschine bestellt → Durchsatz fehlt in Spitzenjahr.
- Falsches Schneidwerk → Verluste steigen.
- Händler ohne 24/7-Service → Stillstand in der Hauptsaison.
- Laufwerk zu breit → keine Straßenzulassung.
Umwelt- & Sicherheitsaspekte
- Stage V senkt Emissionen, sichert Fahrgenehmigung bis 2030+.
- LED-Beleuchtung und Kameras erhöhen Sichtbarkeit im Straßenverkehr.
- Kabinen-Aktivkohlefilter schützt vor Stäuben.
- Externe Not-Aus-Schalter nach DIN EN ISO 3457.
Digitalisierung & Datenmanagement nach dem Kauf
Der Drescher generiert Ertrags-, Feuchte- und GPS-Rohdaten. Via API landen die Infos direkt in deinem FMIS – Stichwort Cloud-Anbindung. Ein Live-Dashboard zeigt Dieselverbrauch, Motorlast und Wartungsintervalle. Dadurch sinken Betriebskosten und du kannst Variable-Rate-Maps für nächste Saison ableiten.
Zukunftstrends – worauf die Checkliste schon heute achten sollte
- Autonome Erntetechnik: Erste Hersteller testen Follow-Me-Funktionen.
- Alternativer Antrieb: Hybrid-Systeme mit Elektro-Boost sparen Diesel.
- Sensorfusion: KI erkennt Lagergetreide und passt Maschinenparameter automatisch an.
Baue jetzt Schnittstellen ein, um später kompatibel zu sein.
FAQs – häufig gestellte Fragen zur Mähdrescher kaufen Checkliste
Was kostet ein neuer oder gebrauchter Mähdrescher?
Neugeräte starten ab 300 000 €, Top-Modelle gehen über 500 000 €. Gebrauchte ab 40 000 €, je nach Betriebsstunden.
Wie viel PS brauche ich für 200 ha Getreide?
Faustregel: 1 PS pro geplante t/h Durchsatz plus 10 % Reserve – also rund 400–450 PS.
Leasing oder Kauf – was lohnt sich eher?
Wenn Liquidität knapp ist und du den Drescher alle fünf Jahre wechseln willst, ist Leasing oft günstiger.
Wie prüfe ich den technischen Zustand eines Gebraucht-Mähdreschers?
Wichtig: Trommel- und Rotorstunden, Risse am Rahmen, Zustand der Siebe, Lagerspiele an Hauptwellen.
Welche Förderprogramme helfen mir beim Kauf?
Bundes- und Landesprogramme, z. B. Agrarinvestitionsförderung (AFP) oder Rentenbank-ERP-Kredite.
Kann ich meinen alten Drescher in Zahlung geben?
Ja, die meisten Händler bieten Inzahlungnahme; der Wert hängt von Baujahr, Stunden und Zustand ab.
Fazit: Mit der Checkliste sicher zur optimalen Maschine
Ob Schüttler, Rotor oder Hybrid-Mähdrescher – mit dieser Checkliste hast du alle Drusch-Parameter, Finanzierungsfakten und Digitalisierungs-Features im Griff. Arbeite sie Punkt für Punkt ab, bevor du den Händlerhof verlässt, und dein nächster Mähdrusch wird reibungslos laufen. Viel Erfolg bei deiner nächsten Ernte!
Weiterführende Quellen
- CLAAS Trion – Modellübersicht & technische Daten
- DLG-Testberichte Mähdrescher
- Förderprogramme für Landtechnik – Landwirtschaftliche Rentenbank