Der Markt für Jungbullen in Deutschland steckt weiterhin in einer schwierigen Situation. Trotz leicht gestiegener Preise zu Jahresbeginn stagniert die Entwicklung seitdem. Selbst das erwartete Ostergeschäft, das üblicherweise eine steigende Nachfrage nach hochwertigem Rindfleisch mit sich bringt, blieb aus, und Schlachtunternehmen drückten zuletzt sogar auf die Preise. Doch worin liegen die Ursachen für diese Entwicklung?
Ein entscheidender Faktor ist das höhere Lebendangebot auf dem Markt. Statistiken zeigen, dass im bisherigen Jahresverlauf rund 4% mehr Jungbullen in Deutschland geschlachtet wurden als erwartet. Obwohl die Nachfrage nach Rindfleisch insgesamt stabil bleibt und Prognosen für den Verzehr bis 2024 eine Stabilität auf dem Niveau von 9 kg pro Kopf vorhersagen, greifen Verbraucher vermehrt zu günstigeren Fleischprodukten anstelle von hochwertigen Stücken wie Rouladen oder Rumpsteaks.
Für die kommenden Wochen und Monate erwarten Branchenexperten ein eher ruhiges Geschäft auf dem Markt für Jungbullen. Obwohl Rückschläge im Sommer nie auszuschließen sind, wird das Abwärtspotenzial als begrenzt angesehen. Die Preise für Jungbullen liegen bereits auf einem sehr niedrigen Niveau im Vergleich zu anderen EU-Ländern. Zudem stützt die vergleichsweise höhere Nachfrage und die höheren Preise für Schlachtkühe teilweise den Markt für Jungbullen.
Während die Preise für Standard-Bullen niedrig bleiben, boomt das Geschäft mit den Schlachttieren aus Haltungsform 3. Der Lebensmitteleinzelhandel treibt die Umstellung auf höhere Haltungsstandards massiv voran und plant eine vollständige Umstellung auf Frischfleisch noch in diesem Jahr. Regional führt dies zu Preisaufschlägen, insbesondere im Süden Deutschlands, wo Aufschläge von 30 bis 36 Cent pro Kilo üblich sind.
Eine kürzlich durchgeführte Online-Umfrage zur Haltungsform 3 bei Schlachtrindern zeigte ein interessantes Ergebnis: Obwohl die Mehrheit der Teilnehmer skeptisch bezüglich des Bedarfs an dieser Ware ist, zeigt sich bereits jeder fünfte Teilnehmer aktiv oder plant eine Umstellung auf die höheren Haltungsstandards. Unter den Rinderhaltern sind gut 50 % offen für den neuen Standard, den die Handelsketten ausgerufen haben, sofern man die Teilnehmer ausklammert, die nur am Umfrageergebnis interessiert waren.