Seit Jahren stagnieren die Bemühungen um eine Reform der tariflichen Entgeltstruktur in der deutschen Handelsbranche. Nun hat Orhan Akman, ein prominentes Mitglied der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, eine neue Tarifstruktur vorgeschlagen, um diesen Stillstand zu überwinden. Gleichzeitig erschüttert ein interner Konflikt die Gewerkschaft, bei dem Akman eine zentrale Rolle spielt.
Die Kündigung von Orhan Akman durch die Verdi-Zentrale hat zu erheblichen Spannungen geführt. Betriebsräte werfen der Gewerkschaft unangemessene Methoden im Umgang mit Mitarbeitern vor. Akman, der vermutet, dass seine Kandidatur für den Bundesvorstand behindert werden sollte, zog vor Gericht. Das Berliner Arbeitsgericht entschied zugunsten Akmans und ordnete seine Wiedereinstellung an. Dieser Fall legt das komplizierte Innenleben der zweitgrößten Gewerkschaft Deutschlands offen.
Die Erleichterung auf Seiten des Klägers und seiner Unterstützer war groß, als das Berliner Arbeitsgericht am Dienstag die Kündigungsschutzklage bestätigte. Im Gerichtssaal feierten sich der Kläger, Kollegen und Betriebsräte gemeinsam über den Richterspruch, der Akman die Rückkehr an seinen Arbeitsplatz ermöglicht. Die Gewerkschaft Verdi zeigte hingegen wenig Freude über das Urteil, hatte sie doch ihren früheren Sekretär in einem überraschenden Schritt entlassen.
Orhan Akman, ein erfahrener Gewerkschaftsfunktionär im blauen Jackett und mit streng gebundenem Zopf, führte bis August die Fachgruppe Einzelhandel in der Verdi-Bundeszentrale. Akman, der als harter Verhandler bekannt ist und in der Branche geschätzt wird, befasste sich intensiv mit Arbeitskämpfen bei Amazon, Modeketten und Supermärkten. Seine Kritiker erkennen trotz Differenzen seine Fachkompetenz an.
Der Fall Orhan Akman spiegelt den komplexen Zustand innergewerkschaftlicher Machtkämpfe wider und wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen Gewerkschaften im Umgang mit ihren eigenen Mitarbeitern stehen.