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Effizientere Nutztierhaltung für 10 Mrd. Menschen

Die Welternährungsorganisation (FAO) betont die Notwendigkeit einer effizienteren Nutztierhaltung, um die wachsende Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen zu ernähren und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dr. Thanawat Tiensin, FAO-Direktor für Tierproduktion und Tiergesundheit, und Dr. Dominik Wisser, FAO-Systemanalyst, sprachen im Interview mit top agrar über die Herausforderungen und Lösungen.

Dr. Tiensin wies darauf hin, dass die Nutztierhaltung, wie viele andere Wirtschaftszweige, zum Klimawandel beiträgt. Im Jahr 2015 war der Nutztiersektor weltweit für etwa 6,2 Gigatonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, was etwa 12 % der globalen Treibhausgasemissionen entspricht. Diese Zahlen umfassen sowohl die direkten als auch die vor- und nachgelagerten Emissionen, die mit der Nutztierhaltung verbunden sind, einschließlich der Herstellung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln sowie der Verarbeitung und Verpackung von Lebensmitteln.

Bis 2050 könnte sich die Emissionsmenge auf über 9 Gigatonnen erhöhen, ein Anstieg von 46 %. Ein bedeutender Anteil dieses Anstiegs wird durch Methanemissionen verursacht. Dr. Tiensin betonte, dass die gesamten Emissionen aus der Nahrungsmittelproduktion derzeit etwa 30 % der menschengemachten Emissionen ausmachen.

Dr. Wisser erklärte, dass der erwartete Anstieg der Emissionen hauptsächlich auf das Bevölkerungswachstum, die zunehmende Urbanisierung und steigende Einkommen in Schwellenländern wie Indien und China zurückzuführen sei. Bis 2050 wird die Erde fast 10 Milliarden Menschen ernähren müssen. Der weltweite Bedarf an tierischem Eiweiß wird voraussichtlich um mindestens 20 % steigen, in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sogar um bis zu 100 %, vor allem in Afrika.

Die Nachfrage nach tierischen Produkten wird von rund 77 Millionen Tonnen auf knapp 90 Millionen Tonnen steigen, ein Plus von 16 %. Besonders stark wird der Anstieg beim Fleisch sein, mit einem erwarteten Zuwachs von 22 %. Bei Milch wird eine Nachfragesteigerung von 14 % und bei Eiern von 15 % erwartet.

Im Jahr 2015 stammten 62 % der Emissionen aus der Lieferkette von , 14 % von Schweinen, 9 % von Hühnern, 8 % von Büffeln und 3 % bis 4 % von Schafen und Ziegen. Diese Emissionen umfassen alle Produktionsprozesse, die mit dem Lebenszyklus tierischer Produkte zusammenhängen.

Trotz der steigenden Emissionen aus der Nutztierhaltung betonte Dr. Tiensin die positiven Effekte der Tierhaltung. Tiere verwerten für den Menschen nicht essbare Biomasse und liefern organischen Dünger, der energieaufwendig produzierten Mineraldünger ersetzt. Die Tierhaltung sichert Millionen Arbeitsplätze, dient der Landschaftspflege und trägt erheblich zur Nahrungsmittelsicherheit bei.

Um mehr zu produzieren und gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf das Klima zu reduzieren, ist es entscheidend, effizienter zu arbeiten und Haltungsverfahren optimal zu managen. Die Steigerung der Produktivität und die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen in der gesamten sind vielversprechende Wege zur Reduzierung von Emissionen und zur Förderung der Nachhaltigkeit.

In vielen Schwellenländern fehlt landwirtschaftlichen Betrieben der Zugang zu Technologien und Innovationen, die zur Reduzierung externer Umwelteffekte beitragen könnten. Es ist wichtig, mehr Wissen zu vermitteln und Kapazitäten auszubauen, um die Futterwirtschaft und das Tierhaltungsmanagement zu optimieren.

Die FAO betont, dass ein Bündel von Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette notwendig ist, um die Auswirkungen auf das Klima zu verringern und gleichzeitig die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln zu decken.

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