Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln stehen angesichts der aktuellen Agrarpolitik unter Druck und verzeichnen deutliche Rückgänge bei Umsatz und Absatz. Dies wurde auf der Mitgliederversammlung des Industrieverbands Agrar (IVA) in Berlin deutlich. Der Jahresbericht des Verbands, der heute veröffentlicht wurde, zeichnet ein düsteres Bild der Branche.
Im Jahr 2023 sank das Umsatzvolumen der Pflanzenschutzmittelhersteller um 6,2 % auf 1,342 Milliarden Euro, verglichen mit 1,431 Milliarden Euro im Vorjahr. Diese Zahlen liegen sogar unter dem Wert von 2017. Besonders kritisch sehen die Unternehmen den zunehmenden regulatorischen Druck, der ihre Geschäftsaktivitäten beeinträchtigt.
Auch im Bereich Pflanzenernährung hält die Unsicherheit an. Die Nachfrage nach dem wichtigsten Nährstoff Stickstoff sank im Geschäftsjahr 2022/2023 um weitere 5,7 % auf 1,034 Millionen Tonnen, nach 1,097 Millionen Tonnen im Vorjahr. Diese fallende Tendenz bestätigt den Abwärtstrend der letzten Jahre.
IVA-Präsident Michael Wagner äußerte in seinem Vorwort zum Jahresbericht die Befürchtung, dass nach dem Scheitern der Verordnung zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR: Sustainable Use Regulation) im Europäischen Parlament nun ein neues Reduktionsprogramm eingeführt wird, das die deutsche Landwirtschaft benachteiligt. Wagner erklärte: „Unsere Sorge: ein Flickenteppich nationaler Reduktionsprogramme, die mit unterschiedlichen Maßnahmen und Ambitionen uns wieder ein Stück weiter vom ‚level playing field‘ wegführen. Und wenn wir auf den Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu einem ‚Zukunftsprogramm Pflanzenschutz‚ (das den Namen zu Unrecht trägt) schauen, scheinen sich unsere Befürchtungen zu bestätigen.“
Obwohl sich die Rahmenbedingungen bei den Strom- und Gaspreisen für deutsche Produzenten von Mineraldüngern etwas entspannt haben, bestehen weiterhin Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Weltregionen, die besseren Zugang zu günstiger Energie haben. Trotz dieser Herausforderungen sind die im IVA vertretenen Herstellerfirmen bereit, erhebliche Investitionen in die Transformation zu einer klimafreundlichen Mineraldüngung zu tätigen. Erste Pilotprojekte zur Herstellung klimafreundlicher grüner Düngemittel wurden bereits gestartet.
Die Mitgliedsunternehmen des IVA blicken also auf ein herausforderndes Jahr zurück und sehen mit Sorge in die Zukunft. Die steigenden regulatorischen Anforderungen und die unsicheren Marktbedingungen stellen die Branche vor erhebliche Herausforderungen, die es in den kommenden Jahren zu bewältigen gilt.