Gärtnereien preisen den Blauglockenbaum als den „schnellst wachsenden Baum Europas“ an. Dieser „CO2-Baum“ soll ein echter Klimaschutz-Booster sein. Doch wie gut eignet sich dieser Gartenbaum für unsere Wälder?
Geteilte Meinungen
Die Paulownie (Paulownia spec., Chinesischer Blauglockenbaum) wird aufgrund ihrer schnellen Wuchsgeschwindigkeit, der hohen Qualität ihres Holzes, ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und ihrer optimistischen Zukunftsaussichten im Klimawandel in wärmeren Regionen als interessante Anbauoption betrachtet. Dennoch bleibt die ökologische Integration in natürlichen oder naturnahen Waldökosystemen fraglich.
Potentiell invasive Art
Der Blauglockenbaum, ein 15 bis 25 Meter hoher, breitkroniger und konkurrenzschwacher Baum, wird in Deutschland als potenziell invasive Art betrachtet. Er steht auf der grauen Liste des Bundesamts für Naturschutz (BfN) und wird entsprechend überwacht. Die genaue Einschätzung des BfN zum Blauglockenbaum ist im BfN-Skript 352 zu finden.
Raschwüchsig und vielseitig nutzbar
Ursprünglich aus China stammend, wurde der Blauglockenbaum 1834 nach Europa eingeführt. Er ist bekannt für sein hochwertiges Nutz- und Wertholz sowie als Energieholz. Die Baumart besiedelt auch Rohböden, bevorzugt wärmere Regionen und gedeiht am besten in Weinbauklimaten. Aufgrund seines schnellen Wachstums bindet er verhältnismäßig viel CO2.
Regelungen und Vorschriften
In Deutschland gibt es keine allgemeingültigen Vorschriften oder Verbote, die den Anbau des Blauglockenbaums als Waldbaumart verhindern. Dennoch sind gesetzliche Regelungen zum Ausbringen gebietsfremder Pflanzen zu beachten. Der Blauglockenbaum ist nicht auf der Unionliste invasiver Arten aufgeführt.
Anbauversuche und wissenschaftliche Erkenntnisse
In Bayern werden systematische Anbauversuche mit Paulownia durchgeführt, während in Nordrhein-Westfalen bisher keine Anbauversuche mit dem Blauglockenbaum durchgeführt wurden. Der Waldbau-Lehrstuhl der TU München hat Versuchsanbauten angelegt, die zeigten, dass die Paulownie unter Waldbedingungen sehr konkurrenzschwach ist und hohe Mortalitätsraten aufweist.
Unerwünschte Ausbreitung?
Die mögliche Invasivität des Blauglockenbaums ist schwer einzuschätzen. Die leichten Samen und die Fähigkeit zur Bildung von Stockausschlägen und Wurzelbrut könnten zu einer weiträumigen Ausbreitung führen. Um eine unerwünschte Ausbreitung zu verhindern, könnte eine Ausdunkelung des Waldes in Erwägung gezogen werden.
Angesichts der fehlenden Anbauerfahrungen und der bekannten Eigenschaften des Blauglockenbaums sollte sein Anbau ausschließlich auf wissenschaftlichen Versuchsflächen erfolgen. Auf Waldstandorten ist derzeit keine sinnvolle Alternative zum Blauglockenbaum gegeben.