Anzeige
 

Netzprobleme bremsen Photovoltaik-Ausbau in Deutschland

Die dezentrale Erzeugung von Solarstrom durch Photovoltaikanlagen (PV) benötigt leistungsfähige und digitalisierte Verteilnetze. Diese sind jedoch auf den weiter wachsenden Zubau von PV-Anlagen nur unzureichend vorbereitet, wie auf der Messe EM-Power Europe bekannt wurde. Diese findet vom 19. bis 21. Juni 2024 in München statt.

Herausforderungen durch steigenden PV-Zubau

Der Ausbau erneuerbarer Energien nimmt weltweit rapide zu. Täglich werden global über ein Gigawatt (GW) an PV-Kapazitäten installiert. In Deutschland beträgt der PV-Zubau aktuell über ein GW pro Monat. Doch die Infrastruktur hält nicht Schritt: Das Stromnetz wird zum limitierenden Faktor für den Ausbau der Photovoltaik, so die Veranstalter der EM-Power Europe.

PV-Betreiber, die ihre Anlagen ans Netz anschließen möchten, sind auf gut ausgebaute Verteilnetze angewiesen. Diese sind jedoch vielerorts nicht ausreichend auf den steigenden Zubau vorbereitet. Neben dem mangelnden Ausbau behindern auch ungeeignete Prozesse den Fortschritt. Der regulatorische Rahmen, bisher nicht auf Netzmodernisierung und -erweiterung ausgerichtet, muss dringend angepasst werden, um ein dezentrales Energiesystem zu unterstützen.

Komplexe Regelungen und fehlende Digitalisierung

Die Netzanschlüsse für PV-Anlagen sind in Deutschland nur unzureichend standardisiert. Betreiber sehen sich mit einem Flickenteppich aus verschiedenen Regelungen der fast 900 Verteilnetzbetreiber konfrontiert. Unterschiedliche technische Anschlussbedingungen, Zählerkonzepte und Formulare erschweren den Prozess zusätzlich.

Die Digitalisierung des Stromnetzes hinkt hinterher, was die Situation weiter verschärft. Anfragen und Anmeldungen erfolgen weitgehend analog oder über diverse PDF-Formulare. Es gibt kaum eine effiziente Erfassung der Netzzustände und der Netzauslastung. Dadurch ist eine effektive Zusammenarbeit zwischen Projektierern von PV-Anlagen und den Verteilnetzbetreibern oft nicht möglich.

Überlastung der Netzbetreiber und steigende Abregelungen

Das Zusammenspiel aus vielen Anfragen und engen Personalkapazitäten bei den Netzbetreibern führt häufig zu Überforderungen. Fristüberschreitungen bei Anträgen und Planungsunsicherheiten sind die Folge. Auch die Zahl der Klageverfahren zu Netzanschlüssen nimmt zu.

Zu wenig Netzkapazität führt zu vermehrten Abregelungen von PV-Anlagen. Das bedeutet, dass günstiger Solarstrom nicht genutzt werden kann und die Stromkosten steigen, da die Netzentgelte sich erhöhen. Die Anbindung neuer PV-Anlagen an das Stromnetz wird somit zu einer zentralen Herausforderung für die Energiewende.

Forderungen und Lösungsansätze

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) fordert eine grundlegende Reform der Verteilnetze, damit diese zum zentralen Faktor der Energiewende werden können. Geschäftsführer Robert Busch betont: „Ausbauen, digitalisieren und standardisieren – das ist das A und O, damit das Stromnetz fit für die Energiewende wird.“

Die gesamte Netzanschlussprozesse sollten vereinheitlicht und digitalisiert werden, um die Effizienz zu steigern. Plattformen könnten helfen, den Ausbau der PV und des Netzes besser aufeinander abzustimmen. Zudem ist ein schneller Roll-out der Netzzustandsdatenerfassung notwendig. Busch fordert, dass bis 2030 kein Trafo ohne Netzzustandserfassung mehr reguliert werden sollte.

Ein Zusammenschluss der lokalen Netzbetreiber zu etwa 25 regionalen Netzclustern könnte ineffiziente Strukturen überwinden und die Kosten senken. Die Bundesnetzagentur hat bereits eine Reform der Netzregulierung angestoßen, die Netzbetreiber belohnt, welche die Herausforderungen der Energiewende besonders gut bewältigen.

Smart Grids als Zukunftsmodell

Ziel ist es, Smart Grids zu schaffen, die Transparenz über die Netznutzung bieten und eine verbesserte Auslastung der Anlagen ermöglichen. Diese intelligenten Netze sollen in Echtzeit auf veränderte Muster reagieren und datengetrieben Netzengpässen vorbeugen. So können Netzbetreiber den Ausbau des Netzes effizient planen und Probleme frühzeitig erkennen.

Kommunen, Energiedienstleister und Projektierer nutzen die Daten, um Planungen und netzdienliche Betriebsführung von Energiewende-Technologien zu optimieren. Nur so kann die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz erfolgreich gelingen und die Energiewende vorangetrieben werden.

Weitere Energie-Nachrichten

Holzbriketts: Eine clevere Alternative zu teurem Brennholz

Die Preise für Brennholz sind vor der neuen Heizsaison 2025 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Auch im langjährigen Vergleich sind hochwertiges Buchen-...

CO2-Abgabe steigt weiter – Landwirte müssen mehr zahlen

Der Bundestag beschloss Ende Januar 2025 das TEHG-Europarechtsanpassungsgesetz 2024, mit dem die europäische Emissionshandelsreform ins nationale Recht übertragen wird. Bereits 2025 kletterte...

Heizöl so günstig wie lange nicht

An den weltweiten Rohstoffbörsen verzeichnen die Notierungen für Öl erhebliche Rückgänge und erreichen damit Tiefststände, wie sie seit etlichen Monaten nicht mehr...

SuedLink: Letzte Baugenehmigung erteilt

Das SuedLink-Projekt, das größte Infrastrukturvorhaben der Energiewende, wird nun in allen sechs Bundesländern gebaut. Der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt von Gerstungen bis...

Namibia-Projekt: RWE steigt aus Wasserstoff aus

Der Energiekonzern RWE wollte in Namibia großflächig Wasserstoff herstellen lassen und nach Deutschland bringen. Das als Vorzeigevorhaben angekündigte Projekt ist nun gestoppt...