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Urgetreide Waldstaudenroggen: Tradition trifft auf Nachhaltigkeit

Waldstaudenroggen (Secale multicaule) ist eine uralte Getreideart, die eng mit dem Roggen verwandt ist. Diese Pflanze, die bis zu zwei Meter hoch wächst, wurde früher als erste Kultur auf neu gerodeten Waldflächen ausgesät, was ihr den Namen einbrachte. In den letzten Jahren hat der Trend zu Urgetreiden den Waldstaudenroggen wieder ins Rampenlicht gerückt, obwohl es derzeit keine offiziell zugelassenen Sorten gibt.

Die Wiederentdeckung dieser mehrjährigen Kultur hat vor allem mit ihren außergewöhnlichen Eigenschaften zu tun. Waldstaudenroggen ist extrem anspruchslos und robust, was ihn besonders für arme Grenzstandorte geeignet macht. Er kann Fröste bis zu -25 °C überstehen und lockert den Boden durch sein tiefreichendes Wurzelsystem intensiv auf. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer hervorragenden Vorfrucht, die den Boden für nachfolgende Kulturen optimal vorbereitet.

Ein weiterer Vorteil des Waldstaudenroggens ist seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Aussaatzeiten. Von Mai bis November kann gesät werden, wobei die traditionelle Zeit im Juni liegt. Die Saatstärke beträgt etwa 300 bis 400 Körner pro Quadratmeter. Dank seiner Fähigkeit, sich über Wurzelausläufer zu vermehren, unterdrückt er Unkräuter effektiv und benötigt nur wenig Pflege. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ist nicht notwendig und der Düngungsaufwand bleibt minimal, da zu hohe Reststickstoffgehalte im Boden nicht gut vertragen werden.

Laut dem Technologie- und Förderzentrum Straubing (TFZ) kann der Waldstaudenroggenbestand bis zu fünf Jahre genutzt werden, obwohl er meist zweijährig angebaut wird. In dreijährigen Versuchen erzielte der TFZ Erträge zwischen 43 und 90 dt TM/ha. Die Körner können ab dem zweiten Jahr im Juli oder Anfang August geerntet werden. Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: von GPS-Getreide über Zwischenfrucht bis hin zur Nutzung als Einstreu, Gründüngung, Heu oder Silage für Vieh und Biogasanlagen.

Auch die Backindustrie zeigt großes Interesse an Urgetreiden wie Waldstaudenroggen, da diese mehr Ballaststoffe und Spurenelemente enthalten als moderne Getreidearten. Die Vermarktungsmöglichkeiten sind vielseitig: neben der Verwendung in Bäckereien kann die gesamte Pflanze genutzt werden. Zudem ist Waldstaudenroggen als Äsung und Einstand für Wildtiere beliebt, was seine Attraktivität weiter erhöht.

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