Anzeige
 

Hagelflieger in Baden-Württemberg: Steuergeldverschwendung?

Die Verwendung von Hagelfliegern in Baden-Württemberg ist stark umstritten. Im Jahr 2022 verursachten Hagelschäden in der Region Kosten von 117 Millionen Euro. Angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen Zunahme extremer Wetterereignisse setzen Versicherungen und Behörden große Hoffnungen auf Hagelflieger. Diese Flugzeuge steigen bei Gewittern auf und „impfen“ die Wolken mit einem Silberjodid-Aceton-Gemisch, um die Bildung großer Hagelkörner zu verhindern und stattdessen Regen zu erzeugen.

Es gibt jedoch erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit dieser Methode. Laut SWR4 fehlt es an wissenschaftlichen Beweisen, dass das Impfen der Wolken tatsächlich die Bildung von Hagel reduziert. Dennoch werden Hagelflieger in Regionen wie dem Großraum Stuttgart, Württemberg, dem Rems-Murr-Kreis, der Ortenau, Reutlingen und dem Schwarzwald-Baar-Kreis eingesetzt. Die Finanzierung erfolgt sowohl durch Steuergelder als auch durch Beiträge von Weingenossenschaften, Winzern und Versicherungen.

Prof. Dr. Michael Kunz, Hagelforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), äußert deutliche Zweifel an der Effektivität von Hagelfliegern. Seinen Untersuchungen zufolge konnte in den Regionen, in denen Hagelflieger eingesetzt wurden, keine Verringerung der Hagelschäden festgestellt werden. Die Komplexität der Gewitterwolken erschwert es, den direkten Zusammenhang zwischen dem eingesetzten Silberjodid-Gemisch und der Hagelgröße nachzuweisen. In einigen Fällen könnten die Hagelkörner sogar größer werden, was zu starkem Regen und potenziellen Sturzfluten führt.

Trotz dieser Kritik halten einige Regionen, wie der Rems-Murr-Kreis, an der Wirksamkeit der Hagelflieger fest. Sie sind überzeugt, dass der Einsatz der Flugzeuge die Folgen von schwerem Hagelschlag mindert. Auch wenn wissenschaftliche Nachweise fehlen, betonen die Befürworter die vermeintliche Effektivität der Hagelabwehr in ihrer Region.

Die Kosten für die Hagelabwehr sind erheblich. Versicherungen, Kommunen und Landkreise investieren beträchtliche Summen in die Finanzierung von Hagelfliegern. Die Württembergische Gemeinde-Versicherung gab im Jahr 2023 beispielsweise 450.000 Euro für zwei Flugzeuge aus. Trotz der umstrittenen Wirksamkeit setzen sie weiterhin auf die Hagelabwehr und begrüßen die Beteiligung weiterer Finanzierungspartner.

Einigkeit besteht darin, dass die Hagelschäden in den letzten Jahren zugenommen haben. Daher wird eine verstärkte Forschung in diesem Bereich als dringend notwendig erachtet. Die Entwicklung verbesserter Vorhersagemodelle für Hagel und die Implementierung eines effektiven Warnsystems sind wichtige Schritte, um die Bevölkerung besser vor den Folgen von Hagelschäden zu schützen.

Weitere Nachrichten aus der Kategorie Acker

Flufenacet verschwindet – Alternativen werden knapper

Der Wirkstoff Flufenacet steht im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung. Wer noch Zugriff auf diesen Wirkstoff hat, sollte ihn bis zum...

Agrarhändler fordern zentrale Zulassungsstelle

Der Agrarhandel dringt auf eine Bündelung der Verfahren bei der Genehmigung von Pflanzenschutzmitteln. Der Verband der Agrarhändler mahnt vor den Folgen ineffizienter...

Mehr Spielraum im Kampf gegen Glasflügelzikade

Das Bundeslandwirtschaftsministerium räumt Landwirten durch eine Lockerung der GLÖZ 6-Bestimmungen größeren Handlungsspielraum im Umgang mit der Schilf-Glasflügelzikade ein. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer hat...

BASF bereitet neue Pflanzenschutzmittel für 2026 vor

Mehr als 7,5 Milliarden Euro umfasst derzeit die Innovationspipeline von BASF. Verzögerungen bei den Zulassungsverfahren in Deutschland und der EU sorgen jedoch...

Maisanbaufläche in Deutschland sinkt weiter

Die Anbaufläche für Mais in Deutschland nimmt weiter ab. Für das Jahr 2025 wird erwartet, dass nur noch rund 2,45 Millionen Hektar...