Die Afrikanische Schweinepest (ASP) stellt weltweit eine erhebliche Bedrohung für Schweinebestände dar. Besonders gefährlich ist das Virus, weil es über große Distanzen verbreitet werden kann, unter anderem durch nicht vorschriftsmäßig erhitzte Speisereste, die infiziertes Schweinefleisch enthalten. Diese Erkenntnisse führten zur Annahme, dass auch Futtermittel, Wasser oder Einstreu als Übertragungswege in Frage kommen könnten.
Um diese Vermutungen zu überprüfen, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein internationales Forschungsprojekt initiiert. Beteiligt waren unter anderem das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Ziel war es, die Stabilität des ASP-Virus in verschiedenen Umweltbedingungen und Materialien zu untersuchen.
Dr. Sandra Blome, Projektkoordinatorin vom FLI, berichtete von den Ergebnissen der Studie. Diese zeigten, dass die Verbreitung des ASP-Virus über Futtermittel nur unter speziellen Ausnahmebedingungen möglich sei. Selbst nach der Zugabe großer Mengen des Virus auf verschiedene Futtermittel- und Einstreumaterialien konnte nach kurzer Zeit kein infektiöses Virus mehr nachgewiesen werden.
Besondere Aufmerksamkeit erhielten kalt gelagerte Futterrüben und Kartoffeln. In einigen Proben wurde auch nach längerer Lagerdauer noch infektiöses Virusmaterial gefunden. Dr. Blome führt dies auf die Stabilität des ASP-Virus bei kalten Temperaturen und in feuchten Umgebungen zurück. Diese Ergebnisse schließen eine wichtige Wissenslücke hinsichtlich der Rolle von Futtermitteln bei der Übertragung des ASP-Virus, betonte Prof. Andreas Hensel, Präsident des BfR.
Insgesamt wurden im Rahmen des Projekts 14 landwirtschaftliche Futtermittel- und Einstreumaterialien auf ihre Stabilität gegenüber ASP-Viren untersucht. Die Materialien wurden mit dem Virus kontaminiert und bei verschiedenen Umgebungstemperaturen bis zu neun Monate gelagert. Regelmäßige Analysen der Proben auf infektiöse Viren und Genomreste lieferten wichtige Erkenntnisse zur Überlebensfähigkeit des Virus.
Ein weiterer Aspekt der Studie betraf die Untersuchung der Rolle von blutsaugenden Arthropoden, wie zum Beispiel Stechfliegen. Die Forscherinnen und Forscher wollten feststellen, wie lange diese Insekten das Virusgenom und das infektiöse Virus nach der Aufnahme von infektiösem Blut tragen können.
Die Ergebnisse der Forschung verdeutlichen, dass die Verbreitung des ASP-Virus über Futtermittel eher unwahrscheinlich ist, jedoch unter bestimmten Bedingungen nicht ausgeschlossen werden kann. Besonders kalte und feuchte Lagerbedingungen scheinen eine wichtige Rolle für die Stabilität des Virus zu spielen. Die neuen Erkenntnisse tragen dazu bei, die Übertragungswege des ASP-Virus besser zu verstehen und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu verbessern.