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Windkraftausbau in Deutschland: Probleme und Kostensteigerungen

In Deutschland könnten Windräder einen wesentlich größeren Beitrag zur Stromversorgung leisten, wenn sie nicht regelmäßig stillstehen müssten, obwohl der Wind weht. Der Grund für das Stilllegen ist häufig, dass die Netzbetreiber den erzeugten Strom nicht weiterleiten können, da die vorhandenen Stromnetze bereits ausgelastet sind. Dieses Phänomen wird als „Abregeln“ bezeichnet und führt dazu, dass trotz verfügbarer erneuerbarer Energiequellen diese nicht effektiv genutzt werden.

Die Website www.netzampel.energy dokumentiert, wo und wann grüner Strom aufgrund von Netzengpässen nicht eingespeist werden kann. Diese Praxis ist nicht nur ineffizient, sondern auch kostspielig, da abgeregelte Energieanlagen eine Entschädigung für entgangene Einspeisevergütungen erhalten. Diese zusätzlichen Kosten tragen letztlich die Verbraucher.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 im Vergleich zu 2021 zu verdoppeln. Allerdings bleibt der Ausbau der erforderlichen Netzinfrastruktur deutlich hinter den Anforderungen zurück. Die Stromnetzbetreiber 50Hertz und Mitnetz betonen, dass langwierige Genehmigungsverfahren den Ausbau verzögern. Aktuell befindet sich Deutschland in einem Rückstand von sieben Jahren und 6.000 Kilometern im Netzausbau.

Laut dem Bundesrechnungshof verursacht dieser Rückstand erhebliche Kosten. Fehlt wegen abgeregelter Anlagen Strom im Netz, muss teurer Ersatzstrom zugekauft werden. Die Kosten dafür haben sich seit 2017 fast verzweieinhalbfacht, von 1,4 Milliarden Euro auf 3,1 Milliarden Euro im letzten Jahr. Prognosen zufolge könnten diese Kosten bis 2026 auf 6,5 Milliarden Euro jährlich ansteigen.

Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf die Strompreise für Verbraucher. Das Netzentgelt, das einen erheblichen Teil des Strompreises ausmacht, ist bereits gestiegen und wird voraussichtlich weiter steigen. Derzeit beträgt der Anteil des Netzentgelts rund 27 % des Strompreises. Eine Studie warnt, dass bis 2035 mit einer Verteuerung des Strompreises auf etwa 23 Cent pro Kilowattstunde gerechnet werden muss, verglichen mit einem durchschnittlichen Gesamtpreis von derzeit etwas über 26 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden.

Die Diskrepanz zwischen den politischen Zielen zur Förderung erneuerbarer Energien und der Realität des Netzausbaus offenbart eine kritische Lücke in der Energiepolitik Deutschlands, die dringend geschlossen werden muss, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen und die Stromkosten für die Verbraucher zu stabilisieren.

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