Anzeige
 

Tönnies wehrt sich gegen Separatorenfleisch-Vorwürfe

Eine kürzlich ausgestrahlte Dokumentation des ZDF-Formats „Die Spur“ hat für Aufsehen gesorgt. Darin wurde behauptet, dass in der Wurstproduktion von namhaften Herstellern wie der Tönnies/Zur Mühlen-Gruppe nicht deklariertes Separatorenfleisch verwendet werde. Separatorenfleisch, eine Masse aus abgepressten Knochenresten und Schlachtabfällen, ist zwar legal, muss jedoch ausdrücklich auf der Verpackung gekennzeichnet sein.

Das ZDF berichtet, dass ein neues Testverfahren bereits 2022 Hinweise darauf geliefert habe, dass in Produkten verschiedener Hersteller Separatorenfleisch enthalten sei. Die betroffenen Unternehmen, darunter Wiesenhof und Tönnies, weisen diese Behauptungen jedoch zurück und stellen die Zuverlässigkeit des Tests in Frage.

Gereon Schulze Althoff, Leiter des Qualitätsmanagements und der Nachhaltigkeit bei Tönnies, erklärte in der Dokumentation, dass Separatorenfleisch zwar auf einigen ausländischen Märkten ganz normal verwendet werde, die in Deutschland verkauften Produkte davon jedoch ausgenommen seien. Die Produktion sei so organisiert, dass eine klare Trennung der Produktlinien gewährleistet sei.

Die Dokumentation wirft jedoch weiterhin Fragen auf. Franz Voll, ehemaliger Lebensmittelkontrolleur und Mitentwickler des neuen Testverfahrens, kritisiert, dass Verbraucher durch die nicht korrekte Deklarierung getäuscht würden. Sie glaubten, hochwertiges Fleisch zu kaufen, während tatsächlich minderwertige Reste verarbeitet würden. Rechtsanwalt Johannes Zindel unterstützt diese Sichtweise und verweist auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2014. Dieses besagt, dass eine Zutat, bei der es zu einer stärkeren Veränderung der Muskelstruktur kommt, nicht als „Fleischzubereitung“ gelten dürfe.

Die Verwirrung wird noch größer, als das ZDF aufdeckt, dass Tönnies von einem Zulieferer zerkleinertes Hähnchenfleisch bezogen hat. Schulze Althoff bestätigt, dass dieses Fleisch entsehnt und durch eine Apparatur verarbeitet wurde, um die Sehnen zu entfernen, was jedoch nicht als Separatorenfleisch deklariert werden müsse. Trotzdem sehen Kritiker und der Anwalt Zindel hier eine Grauzone, die näher untersucht werden sollte.

In einem Statement auf Linkedin reagierte Gereon Schulze Althoff auf die Sendung, indem er die Verwendung von Geflügel-Separatorenfleisch in Produkten für den ausländischen Markt erklärte. Er betonte, dass diese Produkte in Deutschland nicht verkauft werden und die Rohstoffe sonst als Abfall verloren gehen würden.

Die Diskussion um die Verwendung von Separatorenfleisch in der deutschen Wurstproduktion bleibt kontrovers. Während die Industrie Transparenz und klare Produktlinien versichert, fordern Kritiker schärfere Kontrollen und eine konsequentere Informationspolitik, um die Verbraucher nicht in die Irre zu führen.

Weitere Nachrichten

Bericht warnt vor illegalen Fleischeinfuhren nach Großbritannien

Ein neuer Parlamentsbericht zeigt erhebliche Defizite bei der Kontrolle von Tierprodukten an den britischen Grenzen auf. Zwischen Januar und April dieses Jahres...

Verkauf von Agrarflächen an ausländische Investoren sorgt für Diskussionen

Der Erwerb von rund 20.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche durch einen ausländischen Investor hat erneut Fragen zur Kontrolle des Bodenmarktes aufgeworfen. Unklar bleibt,...

Selbstversorgung in Gefahr: Deutschland droht zum Weizen-Importeur zu werden

Deutschlands Fähigkeit, die Bevölkerung aus eigener Landwirtschaft ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen, steht zunehmend unter Druck. Selbst bei Weizen, der hierzulande auf...

Krieg in der Ukraine: Agrarsektor meldet Verluste von 74 Mrd. Euro

Der Krieg hat die Landwirtschaft in der Ukraine schwer getroffen. Nach offiziellen Angaben belaufen sich die Schäden und Verluste des Agrarsektors inzwischen...

Dachau und die Verflechtung des Ökolandbaus mit dem NS-Regime

Während der Zeit des Nationalsozialismus spielte Dachau eine zentrale Rolle in der Geschichte des ökologischen Landbaus in Deutschland. Besonders die Lehren Rudolf...