Der Präsident des Bauernverbandes, Joachim Rukwied, äußert sich nicht zur Lage des in Schwierigkeiten befindlichen Agrarhandelsunternehmens Baywa, bei dem er als Aufsichtsratsmitglied tätig ist. Bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Erntebilanz 2024 in Berlin betonte er seine Verschwiegenheitspflicht: „Als Mitglied des Aufsichtsrates bin ich zur Verschwiegenheit verpflichtet und darf keine Auskünfte erteilen“, erklärte Rukwied.
Er gab lediglich bekannt, dass intensiv an Maßnahmen zur Stabilisierung der Baywa gearbeitet werde und dass bereits erste erfolgreiche Schritte eingeleitet worden seien. Über die genauen Inhalte dieser Maßnahmen konnte er jedoch keine weiteren Details preisgeben.
Seit 2013 gehört Rukwied dem 16-köpfigen Aufsichtsrat der Baywa AG an. Im Bereich der Landwirtschaft besteht seit jeher die Sorge vor möglichen Interessenkonflikten zwischen der Agrarwirtschaft und dem Handelssektor. Der aktuelle Vorsitzende des Baywa-Aufsichtsrates, Gregor Scheller, trat das Amt im März 2024 an, nachdem sein Vorgänger Klaus Josef Lutz inmitten der Baywa-Krise im Januar 2024 zurückgetreten war. Auch die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier, Tochter der CSU-Ikone Franz-Josef Strauß, zählt zu den langjährigen Mitgliedern des Aufsichtsrats.
Bisher hat sich neben dem ehemaligen Mitglied Lutz, der öffentlich Kritik an seinem Nachfolger im Baywa-Vorstand äußerte, kein weiteres Aufsichtsratsmitglied detailliert zu den Vorfällen geäußert.
Um die finanzielle Lage bis Ende September zu stabilisieren, gab Baywa Mitte August bekannt, dass sie Finanzhilfen in Höhe von 550 Millionen Euro von verschiedenen Gläubigerbanken und Aktionären erhalten habe. Diese finanziellen Mittel sollen die Fortführung der Unternehmensaktivitäten bis zur Erstellung eines Sanierungskonzepts ermöglichen.
Der aktuelle Vorstandsvorsitzende der Baywa, Marcus Pöllinger, hat die Belegschaft auf notwendige Einsparungen und den möglichen Verkauf von Unternehmensanteilen vorbereitet, versicherte jedoch, dass die Ernte 2024 gesichert sei. Trotz der aktuellen Herausforderungen sei das Unternehmen weiterhin liefer- und zahlungsfähig, betonte Pöllinger.
Die Aktie der Baywa verzeichnet weiterhin einen niedrigen Kurs. Nach der Ankündigung eines Sanierungsgutachtens konnte zunächst eine Beruhigung bei Landwirten und Aktionären beobachtet werden, doch fiel der Aktienkurs danach um mehr als 50 %. Vor der Ankündigung des Gutachtens lag der Aktienkurs bei 22,70 Euro, am 22. August wurde die Baywa-Aktie zu einem Preis von 13,20 Euro gehandelt.