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Lehren aus Sri Lankas Agrarkrise: Ein Warnsignal für Europa

Die drastische Umstellung der Landwirtschaft in Sri Lanka auf ökologischen Anbau im Jahr 2021, initiiert durch eine staatliche Verordnung, führte zu einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Krise. Axel Bojanowski, Chefreporter bei der Zeitung Welt, hebt hervor, dass diese Entwicklung als mahnendes Beispiel für ähnliche Bestrebungen in der Europäischen Union dienen könnte.

Im Jahr 2021 beschloss der damalige Präsident Sri Lankas, Gotabaya Rajapaksa, eine radikale Agrarreform, die eine vollständige Umstellung auf ökologische Landwirtschaft vorsah. Bojanowski erinnert daran, dass die Folgen dieser Entscheidung dramatisch waren: Der Import von synthetischen Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln wurde verboten, was die Landwirtschaft stark traf. Sri Lanka, bis dahin Selbstversorger bei wichtigen Agrarprodukten wie Reis, sah sich plötzlich gezwungen, Grundnahrungsmittel für Hunderte Millionen Dollar zu importieren.

Die Umstellung hatte auch schwerwiegende Auswirkungen auf den Tee- und Kautschuksektor, traditionell wichtige Exportgüter des Landes. Die Produktionseinbrüche führten zu einem starken Rückgang der Exporteinnahmen. Infolgedessen stiegen die Inflationsraten an, und viele Landwirte standen vor dem finanziellen Aus. Als Reaktion auf die sich zuspitzende Krise lockerte die Regierung Ende 2021 einige der strengen Vorgaben wieder, insbesondere das Verbot synthetischer Düngemittel für den Exportsektor, und leitete Entschädigungszahlungen ein.

Die Ereignisse in Sri Lanka zeigen eindrucksvoll die potenziellen Risiken einer übereilten Umstellung auf ökologische Landwirtschaftsverfahren ohne ausreichende Vorbereitung und Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Agrarwissenschaftler hatten bereits im Vorfeld vor den negativen Auswirkungen gewarnt, doch ihre Bedenken wurden von der Regierung ignoriert, so Bojanowski.

Aktuell sieht sich die Europäische Union ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Die EU-Kommission plant, bis 2030 mindestens 25 % der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch zu bewirtschaften, Deutschland strebt sogar 30 % an. Diese Ziele könnten, ohne sorgfältige Planung und Implementierung, ähnliche wirtschaftliche Schwierigkeiten verursachen wie in Sri Lanka. Die EU muss sicherstellen, dass eine nachhaltige Umstellung auf ökologische Landwirtschaft nicht zu Lasten der Lebensmittelversorgung und der wirtschaftlichen Stabilität der Landwirte geht.

Die Krise in Sri Lanka sollte als ernstes Warnsignal für Europa verstanden werden, um eine ausgewogene und wissenschaftlich fundierte Agrarpolitik zu fördern, die sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt.

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