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Esel: Mortalitätsrate bis zu 80 Prozent

Der Schweizer Tierschutz STS liess an einem Online-Infovormittag Experten zur Gesundheit, Haltung und Fütterung des Esels zu Wort kommen. Angesprochen waren insbesondere kantonale Veterinärdienste und Tierärzte. 

Der Esel ist eine Tierart, über deren Haltung und Gesundheit die Tierhalter oft zu wenig informiert sind. «Unser Anliegen ist ein Wissenstransfer in die Praxis», leitet Sandra Schaefler von der Fachstelle Heimtiere und Pferde des STS die Tagung ein. Praktische Tierärzte und Vollzugspersonen sind wichtige Wissensübermittler, weil sie den direkten Kontakt zu den Tierhaltern haben.

Nur subtile Anzeichen

Esel lassen sich oft nicht oder kaum anmerken, dass sie krank sind. Das liegt daran, dass sie ihren natürlichen Feinden gegenüber Stärke zeigen müssen, erklärt Lucia Unger, Tierärztin an der ISME-Pferdeklinik der Uni Bern. Um zu erkennen, ob ein Esel krank ist, muss man ihn gut beobachten.

Subtile Anzeichen für Krankheit oder Schmerz sind aufgezogene Nüstern, seitlich oder nach hinten gestellte Ohren, eine gesenkte Kopf-Hals-Haltung oder eine Entlastung von Gliedmassen. Als Warnsignale nennt die Eselkennerin Apathie und ein Absondern von der Gruppe. Kranke Esel liegen vermehrt, was häufig auf eine Kolik oder auch auf Hufrehe hindeutet oder sie stehen herum und weigern sich abzuliegen.

«Ein Esel, der nicht frisst, ist ein Notfall»

Sie fressen oft nicht, wobei sie das Maul am Heu oder Stroh haben, dieses aber nicht aufnehmen. Man spricht von Scheinfressen. «Ein Esel, der nicht frisst, ist ein Notfall», betont die Tierärztin.

Gründe für eine reduzierte Futteraufnahme sind nicht nur Koliken und Schmerzen, sondern auch Zahnprobleme. Diese können sich in abnormen Kaugeräuschen und -bewegungen zeigen, manchmal auch in einseitigem Nasen- und Tränenausfluss.

Bei unvollständigem Kauen entstehen manchmal Futterwickel, die auf den Boden fallen, daher der Ausdruck «Wickelkauen». Bei mageren Eseln sollte man auf jeden Fall auch das Gebiss untersuchen.

Mortalitätsrate kann bis zu 80 % betragen

Hyperlipämie ist eine gefährliche Fettmobilisierung. Diese Stoffwechselstörung tritt vor allem dann auf, wenn ein «fetter» Esel plötzlich nichts mehr frisst. Die Mortalitätsrate kann bis zu 80 % betragen. Sie kommt häufig bei älteren und übergewichtigen Tieren sowie bei Zwergeseln vor.

Koliken entstehen beim Esel häufig als Folge von Darm-Verstopfungen. Sie treten häufiger bei älteren Eseln und bei Kraftfutterfütterung auf, können aber auch psychisch bedingt sein, wenn zum Beispiel die Betreuerperson wechselt. Stroh ist beim Esel kein Risikofaktor für Verstopfung, ausser er habe ernste Zahnprobleme, ergänzt Unger.

Die Hufrehe ist eine beim Esel sehr ernstzunehmende Erkrankung. Sie trete häufig als Folge von Hormonstörungen wie dem Asinen Metabolischen Syndrom oder Cushing auf, werde meist spät erkannt, könne starke Schmerzen verursachen und sei ein häufiger Grund für eine Euthanasie. Als weitere ernstzunehmende Krankheit nennt die Tierärztin Sarkoide.

Dies sind Hauttumore, die vor allem im Gesicht, der Leistengegend und der Vorhaut auftreten. Hier sollte man gleich den Tierarzt beiziehen und nicht selber «doktern».

«Viele Krankheiten sind haltungsbedingt»

«Der Esel ist kein kleines Pferd» hält Tierarzt und Eselkenner Hanspeter Meier fest. Das zeigt sich schon in seiner Herkunft. Während unsere Hauspferde in den grünen Steppen Asiens domestiziert wurden, stammen die Vorfahren unserer Hausesel vom Afrikanischen Esel ab.

Sein Lebensraum sind die rauen und gebirgigen Gebiete Ostafrikas. Esel haben von daher ganz andere Ansprüche an die Ernährung und die Umgebung als Pferde. Die Tiermedizin vernachlässigte den Esel lange Zeit. Denn dieser galt einfach als das Pferd des armen Mannes.

Erst in neuerer Zeit gibt es Esel-spezifische Fachliteratur (s. Kästchen). «Viele Krankheiten sind haltungsbedingt», stellt Meier fest. Um ihnen vorzubeugen, muss man die Eigenheiten des Esels verstehen, namentlich seinen Stoizismus oder seine «Sturheit» sowie sein Ernährungsverhalten. Die Zucht von Eseln sollte man Fachleuten überlassen.

 

 

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ganzen Artikel lesen ▸ Quelle: schweizerbauer.ch

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