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Kräuterreiche Weide besser für Mensch und Umwelt

2022 zeigten Forschende der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (D) auf, dass weidende Kühe auf artenreichen Graslandmischungen sehr niedrige Methanemissionen produzieren. Eine neue Studie zeigt, dass kräuterreiches Weidefutter die Anteile von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren erhöht.

Grasland und auch mehrjähriges Kleegras auf dem Acker ist für zahlreiche Ökosystemleistungen – wie zum Beispiel die Kohlenstoffspeicherung im Boden sowie den Nährstofftransfer in Fruchtfolgen – wichtig.

Wiederkäuer nutzen Grasland optimal

Insbesondere artenreiches Grasland mit Leguminosen (Klee) und Kräutern schneidet hier sehr gut ab, da es über die Kleearten viel Stickstoff aus der Luft bindet und so den Bedarf an energieaufwändig hergestellten Mineraldüngern verringert respektive ersetzt. «Grasland ist also ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft», sagt Professor Friedhelm Taube, Koautor der Studie, von der Uni Kiel

Wiederkäuer würden eine optimale Nutzung dieses Graslandes darstellen. Sie hätten das Potenzial, Gras in hochwertiges Milch- und Fleischprotein für die menschliche Ernährung umzuwandeln. «Dementsprechend ist die Nahrungsmittelproduktion mit Wiederkäuern, die überwiegend mit Gras, Klee und Kräutern gefüttert werden, ein Beitrag zur Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelerzeugung», macht Taube deutlich.

Keine höheren Emissionen 

Kühe stossen aber auch als Nebenprodukt der Verdauung das Treibhausgas Methan aus. Dies hat gemäss den Forschenden mit zehn Jahren eine vergleichsweise kurze Verweildauer in der Atmosphäre, bevor es wieder in CO2 zerfällt. In dieser kurzen Zeit trägt es aber erheblich zum Klimawandel bei.

«Ausgerechnet der Weidehaltung wurde das bisher oft angelastet, da sie in der Vergangenheit häufig mit niedrigen Milchleistungen in Verbindung gebracht wurde – und somit rechnerisch höhere Methanemissionen pro Kilogramm Milch erzielt, als eine ganzjährige Stallhaltung mit hohem Kraftfutter- oder Maisanteil in der Ration», sagt Ralf Loges, Feldversuchskoordinator am Versuchsgut Lindhof in Kiel. Diesen Vorwurf konnten die Kieler Forschenden im Rahmen des EU-Projektes «SusCatt» bereits widerlegen.

Weidebasierte Milchproduktion

Die Kühe weideten beim Projekt «SusCatt» in zwei Gruppen jeweils auf einer einfachen Grünlandmischung aus Weissklee und Weidelgras, oder auf einer diversen Mischung mit acht Arten inklusive Wiesenkräutern und weiteren Leguminosen. Zudem erhielten sie täglich im Stall eine geringe ergänzende Kraftfuttergabe von zwei Kilogramm – dies entsprach ungefähr 12 bis 15 Prozent der gesamten Trockenmasseaufnahme.

Die Milchleistungen der Kühe waren nicht nur generell sehr hoch und vergleichbar mit Jersey-Kühen aus einer anderen Studie, die bei gleichem Körpergewicht 61 Prozent Kraftfutter in der Ration aufgenommen haben – die konnte sogar noch zusätzlich auf den artenreichen Beständen signifikant gesteigert werden und lag in der frühen Laktationskurve im Mittel bei bis zu 30 Kilogramm Standardmilch (ECM) pro Kuh und Tag. Die Methanbildung war zwar auch mit ca. zehn Prozent leicht gesteigert, doch blieben die Methanemissionen insgesamt mit ca. acht bis zehn Gramm Methan pro Kilogramm Standardmilch auf einem im Vergleich zur internationalen Literatur sehr niedrigen Niveau. 

Die Protagonisten auf dem Weg zum Melken: Mithilfe der sogenannten SF6-Tracermethode können die Methanemissionen der weidenden Tiere erfasst und zu den Fettsäuremustern in der Milch in Beziehung gesetzt werden
S. Mues, Uni Kiel

70 Prozent mehr Omega-3 Fettsäuren

Nun haben die Wissenschaftler der Uni Kiel die Futtermischungen unter die Lupe genommen. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Newcastle (England) untersuchten sie, wie das Weiden auf den artenreichen Futtermischungen die Qualität der Milch gegenüber der Fütterung mit Silage beeinflusst. Hierzu wurden Milchproben der Jersey-Kühe in Abhängigkeit des Futters auf ihre Fettsäureprofile analysiert.

«Wir konnten damit erneut das Potenzial der artenreichen Bestände untermauern», so Taube. Bereits das Weiden auf den einfachen Kleegrasmischungen erhöht den Anteil der in der Ernährungswissenschaft mit positiven Eigenschaften belegten Omega-3 Fettsäuren gegenüber der Milch aus Silagefütterung um 70 Prozent. Taube hält fest: «Selbst diese positiven Ergebnisse wurden durch die artenreichen Bestände noch weiter verbessert. Diese Milch hat noch einmal um 15 Prozent höhere Omega-3 Fettsäurekonzentrationen erzielt.»

Die Ergänzung der Futtermischungen auf der Weide um Kleearten und verschiedene Kräuter steigert die Futteraufnahme und führt so in Verbindung mit sehr hoher Verdaulichkeit des verzehrten Futters zu erhöhten Milchleistungen, für die menschliche Gesundheit günstigen Fettsäuremustern in der Milch und eine tiefgelbe auch im kühlen Zustand streichfähige Butter.

Omega-Balance wichtig

Gleichzeitig habe sich das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren auf den artenreichen Beständen im Vergleich zur Silagefütterung mehr als halbiert. Ein engeres Verhältnis zwischen diesen Fettsäuregruppen ist wichtig, damit der menschliche Organismus die Omega-3 Fettsäuren überhaupt verarbeiten kann.

-> Hier gehts zur Originalpublikation

Warum ist die Omega-Balance so wichtig? Gemäss einem Artikel von NDR verarbeitet der menschliche Körper Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren mithilfe ein und desselben Enzyms verarbeitet. Sind alle Enzyme mit Omega-6-Fettsäuren «besetzt», kann der Körper kein Omega-3 aufnehmen. Im Durschnitt enthält unsere Nahrung 10- bis 20-mal mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren. Dabei sollte das Verhältnis Omega-6 zu Omega-3 eigentlich zwischen 1 : 1 und 5 : 1 liegen.

Der regelmässige Konsum von Omega-3-Fettsäuren wirkt gemäss Agroscope prophylaktisch gegen Arteriosklerose, Herzinfarkt und Hirnschlag und wird als «herzgesund» bezeichnet. Es wurde ausserdem gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren sehr wichtig sind für die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem. Aber auch im Erwachsenalter sind sie von Bedeutung für ein gesundes Nervensystem. Der Zusammenhang zwischen Omega-3-Fettsäuren und Nerven respektive Gehirn ist gemäss Agroscope markant.

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ganzen Artikel lesen ▸ Quelle: schweizerbauer.ch

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