Der ehemalige Europaabgeordnete Dr. Peter Jahr hat eine Diskussion über die Einführung einer Obergrenze für Landbesitz angestoßen. In einem Interview mit Agra Europe betonte der CDU-Politiker, dass eine Begrenzung des Landbesitzes notwendig sei, um der „unnatürlichen Ansammlung“ von Land entgegenzuwirken. Dabei wollte er sich nicht auf eine bestimmte Hektarzahl festlegen. Im Juni hatte Jahr entschieden, sich nicht erneut um ein Mandat im EU-Parlament zu bewerben.
Jahr zeigte sich unbesorgt, wenn Immobiliengesellschaften landwirtschaftliche Gebäude erwerben. Er kritisierte jedoch den Kauf von landwirtschaftlichen Flächen durch diese Unternehmen und stellte die Frage: „Was will eine Immobiliengesellschaft, die in Berlin 1.000 Wohnungen verwaltet, mit 2.000 Hektar Land?“ Seiner Ansicht nach sollte die Einführung einer Obergrenze für Landbesitz auf europäischer Ebene geregelt werden.
Obwohl er sich gegen eine Kappung der Direktzahlungen aufgrund der bewirtschafteten Landfläche ausspricht, argumentiert Jahr, dass solche Maßnahmen das eigentliche Problem nicht lösen und die unternehmerische Freiheit der Landwirte einschränken würden. Die Begrenzung der Direktzahlungen würde seiner Meinung nach auch nicht zu zusätzlichen finanziellen Mitteln führen.
Im Kontext der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 forderte Jahr eine Reduzierung der bürokratischen Anforderungen. Er betonte, dass es notwendig sei, die administrativen Belastungen für Landwirte und Agrarverwaltungen zu verringern. Die jüngste Mini-Reform der GAP sieht er als ersten Schritt in die richtige Richtung.
Zur Zukunft der Ukraine in der EU äußerte Jahr, dass der Beitritt in zwei Schritten erfolgen sollte. Zunächst solle die Ukraine als strategischer Partner der EU agieren, bevor sie später eine Vollmitgliedschaft anstrebt. Er hält eine Mitgliedschaft frühestens in zehn Jahren für realistisch und betont die Bedeutung der Ukraine für die Ernährungssicherheit in der EU. Zudem hob er hervor, dass die Ukraine ein bedeutendes Beispiel für die Stärkung der EU-Soft-Power sei, insbesondere durch den Export von Getreide nach Afrika.
Jahr warnte vor dem wachsenden Einfluss anderer weltpolitischer Akteure, der auf Kosten Europas gehen könnte. Er rief die EU-Institutionen dazu auf, sich auf die nächste Erweiterungsrunde vorzubereiten, um die Handlungsfähigkeit der Union zu sichern. Wichtig sei, dass die Ukraine nicht als Nettozahler in die EU aufgenommen wird, um die EU-Landwirte nicht zusätzlich zu belasten. Daher forderte Jahr eine Fortführung des GAP-Haushalts und eine ausreichende finanzielle Ausstattung durch die Mitgliedstaaten. Er warnte davor, den EU-Haushalt zu überlasten, da auch in anderen Bereichen, wie der Verteidigung, steigende Anforderungen zu erwarten sind.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Europaparlament plant Jahr, sich auf die Kommunalpolitik zu konzentrieren, indem er im Stadt- und Kreistag aktiv bleibt. Er bezeichnet diese Ebene als die härteste Form der Demokratie, da man hier direkt bekannt ist und bei schlechter Leistung schnell abgewählt werden kann.