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Wegen unterschiedlicher Spurweite müssen das Getreide an der Grenze von ukrainischen auf EU-Wagen umgeladen werden. – EU
Millionen Tonnen Getreide drohen nach Angaben der EU-Kommission die Agrarlager in der Ukraine zu blockieren. Damit wird die internationale Lebensmittelversorgung erschwert.
«20 Millionen Tonnen Getreide müssen die Ukraine in weniger als drei Monaten verlassen», sagte die für Verkehr zuständige EU-Kommissarin Adina Valean am Donnerstag. Das Getreide drohe, die Lagerstätten belegt zu halten, die für die nächsten Ernten benötigt würden.
Nicht mit EU-Schienennetz kompatibel
Deswegen hat die Kommission nun einen Aktionsplan veröffentlicht, wie Exporte auf dem Landweg verkauft werden können. Die «Solidaritätskorridore» sollen sicherzustellen, dass die Ukraine Getreide exportieren kann, und benötigte Güter – von der humanitären Hilfe bis hin zu Futtermitteln und Düngemitteln – einführen kann.
Zu den Herausforderungen zähle aber, dass die ukrainischen Waggons wegen der Spurweite nicht mit dem Grossteil des EU-Schienennetzes kompatibel seien, so dass die meisten Waren auf Lastwagen oder andere Waggons umgeladen werden müssten, schreibt die Kommission. Für diesen zeitaufwendigen Prozess gebe es an den Grenzen zudem nur wenige Anlagen.
16 Tage Wartezeit an Grenze
Trotz der direkten Bemühungen der EU und der Mitgliedstaaten, die Grenzübergänge zwischen der Ukraine und der EU zu erleichtern, warten Tausende von Wagen und Lastwagen auf ukrainischer Seite auf ihre Abfertigung. Die durchschnittliche Wartezeit für Güterwagen beträgt gemäss Kommission 16 Tage, an einigen Grenzen stehen die Wagen bis zu 30 Tage.
Weiteres Getreide sei noch gelagert und werde in ukrainischen Silos zurückgehalten, die zur Ausfuhr bereitstünden. «Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung ist, die Logistikketten zu koordinieren und zu optimieren, neue Routen einzurichten und Engpässe so weit wie möglich zu vermeiden», sagt Adina Valean.
Agrarexporte vorrangig behandeln
Die EU-Kommission ruft nun private und staatliche Stellen auf, mehr Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen und eine Logistikplattform einzurichten, um Prozesse zu koordinieren. Ukrainische landwirtschaftliche Exporte sollten vorrangig behandelt werden, und Infrastrukturbetreiber sollten Schienenplätze für diese Ausfuhren zur Verfügung stellen. Die Kommission fordert die Marktteilnehmer dringend auf, mobile Getreideladegeräte an die entsprechenden Grenzterminals zu überführen, um den Umschlag zu beschleunigen.
Die nationalen Behörden werden aufgefordert, «grösstmögliche Flexibilität walten zu lassen und für eine angemessene Personalausstattung zu sorgen, um die Verfahren an den Grenzübergangsstellen zu beschleunigen.» Ausserdem will die Kommission die in der EU verfügbaren Lagerkapazitäten überprüfen und sich mit den Mitgliedstaaten abstimmen, um mehr Kapazitäten für die vorübergehende Lagerung ukrainischer Ausfuhren zu sichern.
Die EU will mittel- bis langfristig die Infrastruktur ausbauen. So sollen die Exportkorridore erhöht und im Rahmen des Wiederaufbaus der Ukraine neue Infrastrukturverbindungen aufgebaut werden.
Normalerweise über Schwarzmeerhäfen
Vor Beginn des Krieges war die Ukraine einer der weltweit wichtigsten Getreideproduzenten. Viele und vor allem ärmere Länder sind etwa dringend angewiesen auf günstigen Weizen aus dem Land. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind Seewege und Häfen allerdings blockiert.
Nach Angaben der Kommission werden unter normalen Umständen 75 % der Getreideproduktion der Ukraine exportiert, was rund 20 % der nationalen jährlichen Ausfuhrerlöse entspricht. 90 Prozent der ukrainischen Getreide- und Ölsaatenexporte – dazu zählen Sonnenblumen und Raps – werden über die Schwarzmeerhäfen des Landes verschifft. Diese sind wegen des Krieges aber blockiert.
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Quelle: schweizerbauer.ch