Innerhalb von 24 Stunden sind insgesamt 16 Starkregen über der Emilia-Romagna niedergegangen, weitere vier in den Marken, darüber hinaus wurden Sturm und Gewitter verzeichnet: Das gibt der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti bekannt. Eine ungewöhnlich gravierende Schlechtwetterfront hat zahlreiche Flüsse anschwellen lassen und für auf Feldern, in Städten und sogar auf Autobahnen für Überschwemmungen gesorgt, deren Auswirkungen derzeit noch nicht absehbar sind.
Und damit nicht genug: Nach aktuellem Stand der Medien haben die Wassermassen bisher neun Menschenleben gefordert. Derzeit stünden tausende Hektar Land unter Wasser, die Landwirte versuchten, ihr Vieh zu retten. „Wir danken der Feuerwehr, dem Zivilschutz und den Ordnungshütern für ihr Eingreifen und ihre Hilfe für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger“, betonte Coldiretti-Präsdient Ettore Prandini. Das Hauptaugenmerk liege nun im Retten von Menschenleben, doch bereits jetzt müsse mit dem Wiederaufbau des von der Naturkatastrophe zerstörten Produktions- und Wirtschaftssystems begonnen werden, so Prandini weiter.
Laut Nello Musumeci, Italiens Minister für Zivilschutz, waren am Mittwoch 24 Gemeinden überschwemmt, 50.000 Menschen ohne strom. „Seit zwei Wochen wird die Emilia-Romagna von Regen, Hagel und Überschwemmungen heimgesucht“, bestätigt auch das Regionalbüro von Confagricoltura, dies habe „schwerwiegende Auswirkungen auf die landwirtschaft“. Stündlich verschlechtere sich die Situation. Als Beispiel nennt Confagricoltura Emilia-Romagna die Gemeinde Bassa Romagna in der Provinz Ravenna, wo die Überschwemmungen Schäden i.H.v. 200 Mio Euro verursacht haben. Allgemein rechne man mit bis zu 6.000 Euro/ha an Schäden bei Getreide, Gartenbau und Saatgut, während es im obst-, Oliven- und Weinanbau 32.000 Euro/ha seien – darin inbegriffen verlorene Ernten und die Kosten für Neupflanzungen. Nicht eingerechnet wurden Auswirkungen auf Vorräte, Strukturen, landwirtschaftliche Geräte oder auch Vorauszahlungen, um die Aktivität wiederaufzunehmen.
Noch sei die Situation sehr ungewiss, wird Carlo Carli, Präsident des Confagricoltura-Regionalverbandes in Forlì-Cesena und Rimini, auf der Seite Myfruit.it zitiert. Gerade jetzt, Mitte Mai, befänden sich viele Kulturen in einer entscheidenden Wachstumsphase, und diese Naturkatastrophe könnte das Produktionsjahr ernsthaft belasten. Hinzu kämen Schäden an der Infrastruktur der Betriebe. Und vorbei sei das Ganze schließlich auch noch nicht: Auch für morgen werde Alarmstufe Rot erwartet, so Carli. Direktor Luca Gasparini, ebenfalls vom Confagricoltura-Regionalverband Forlì-Cesena und Rimini, betonte, dass man bereit sei, den Betroffenen bei Anfragen auf Entschädigung und dem Ausarbeiten bester Vorgehensweisen zur Seite stehen, um „konkrete Hilfen nach diesem Umglück anzubieten“.