Im Jahr 2024 führte nahezu jede Anwendung von Fungiziden zu Mehrerträgen. Für das kommende Jahr 2025 könnte sich die Situation allerdings grundlegend ändern. Landwirte sind bereits dabei, ihre Bestände an Pflanzenschutzmitteln für das nächste Jahr zu planen. Die Vorhersage des genauen Bedarfs an Fungiziden gestaltet sich jedoch schwierig, da das Wetter maßgeblich den Krankheitsdruck auf den Feldern bestimmt.
Das Jahr 2024 brachte für viele Ackerbauern außergewöhnliche Bedingungen. In Bayern wurde mit 721 mm Niederschlag von November 2023 bis Mai 2024 ein neuer Rekord aufgestellt. Die daraus resultierenden wassergesättigten Böden führten zu Sauerstoffmangel bei den Pflanzen und erheblichen Nährstoffverlusten. Weizen war besonders von Krankheiten wie Septoria tritici, Gelbrost, Braunrost und Fusarium betroffen, was zu unterdurchschnittlichen Erträgen und einem gestiegenen Bedarf an Pflanzenschutzmaßnahmen führte.
Septoria tritici, ein Pilz, der feuchte Bedingungen bevorzugt, dominierte das Krankheitsgeschehen. Die nassen Bedingungen im Frühjahr boten ideale Voraussetzungen für seine Ausbreitung. In Bayern erreichte die Infektion erstmals auf allen beobachteten Feldern die Bekämpfungsschwelle. Bereits früh im Wachstum war der Befall so intensiv, dass zweimalige Fungizidbehandlungen notwendig wurden. Auch resistente Weizensorten und späte Aussaaten boten keinen ausreichenden Schutz vor dem frühen Krankheitsdruck.
Während Gelbrost meist moderat blieb und vorrangig anfällige Sorten betraf, zeigte sich Braunrost erstmals seit Jahren wieder verstärkt. Der wärmeliebende Pilz profitierte von einem milden Februar und trat ungewöhnlich früh auf, teils schon Mitte April. Fast die Hälfte der beobachteten Felder erreichte auch ohne den Einsatz von Fungiziden die Bekämpfungsschwelle von 30 % Befallshäufigkeit. Frühzeitige Behandlungen gegen Septoria schützten jedoch auch vor Braunrost.
Die anhaltenden Regenperioden während der Weizenblüte im Jahr 2024 begünstigten zudem ein hohes Risiko für Fusariumbefall. Felder mit Mais als Vorfrucht oder mangelhafter Bodenbearbeitung waren besonders betroffen. Beinahe 10 % der Weizenproben überstiegen den EU-Grenzwert für das Toxin Deoxynivalenol (DON). Es wurden verstärkt gezielte Ährenbehandlungen durchgeführt.
Die Daten aus Bayern zeigen, dass extreme Wetterbedingungen wie im Jahr 2024 einen entscheidenden Einfluss auf die Krankheitsdynamik haben können. Der gezielte Einsatz von Fungiziden bleibt essentiell, sollte jedoch erst erfolgen, wenn die Bekämpfungsschwellen überschritten sind. Widerstandsfähige Sorten können den Einsatz von Fungiziden reduzieren, sie jedoch nicht vollständig ersetzen. Prognosemodelle und regionale Überwachungsprogramme haben sich gerade unter extremen Bedingungen als wertvolle Entscheidungshilfen erwiesen. Für Landwirte ist es daher entscheidend, witterungsbedingte Risiken frühzeitig zu erkennen, um ihre Anbaustrategien flexibel anzupassen und wirtschaftliche Schäden durch Pflanzenkrankheiten zu minimieren.