Die kürzlich veröffentlichte EU-Zollliste umfasst eine Vielzahl landwirtschaftlicher Produkte aus den Vereinigten Staaten – dennoch überrascht das Fehlen eines wichtigen Agrarproduktes. Aktuell hat sich der Zollstreit mit den USA etwas beruhigt. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor angekündigt, Zölle von 20 Prozent auf europäische Waren zu verhängen, aber Anfang April eine dreimonatige Pause eingelegt. Ungeachtet dessen treibt die EU-Kommission ihre Pläne für mögliche Gegenzölle auf US-Waren, insbesondere auf Agrarprodukte, weiter voran.
Mit der geplanten Liste von Zöllen möchte die EU Druck auf die USA ausüben. Noch sind die Auswirkungen auf die europäischen Agrarmärkte schwer abzuschätzen, doch Verbände äußern bereits Sorge vor möglichen Folgen. Der Agrarhandel (DAH) warnte deutlich vor einem möglichen Scheitern der Verhandlungen. Ein eskalierender Handelsstreit könnte die internationalen Lieferketten empfindlich stören. Insbesondere Futtermittel könnten sich dadurch deutlich verteuern, was Landwirten und verarbeitenden Betrieben zusätzliche Kosten aufbürden und deren wirtschaftliche Stabilität gefährden könnte.
In dieser Lage steht die EU vor einer schwierigen Gratwanderung. Martin Courbier, Geschäftsführer des DAH, unterstreicht die Notwendigkeit eines ausgewogenen Vorgehens gegenüber den USA. Es gehe darum, einerseits Einigkeit und Stärke zu demonstrieren und andererseits die realwirtschaftlichen Bedingungen, gerade im Agrar- und Futtermittelsektor, im Blick zu behalten. Er fordert daher, eine vernünftige Lösung am Verhandlungstisch anzustreben, die weitere Eskalationen verhindert und gleichzeitig den europäischen Agrarsektor wettbewerbsfähig hält.
Erstaunlicherweise wurde das wichtige Futtermittel Soja bislang nicht in die Liste aufgenommen. Die Europäische Kommission hat inzwischen eine öffentliche Konsultation gestartet. Diese betrifft US-Waren mit einem Gesamtwert von rund 95 Milliarden Euro, darunter auch zahlreiche landwirtschaftliche Güter. Die vorgesehenen Strafzölle würden dabei unter anderem Mais, Geflügel- und Rindfleisch, diverse Milchprodukte, Nüsse, Eier, Zucker, Gemüse sowie lebendes Geflügel wie Enten und Truthähne treffen.
Vonseiten der EU-Kommission betont Präsidentin Ursula von der Leyen, dass Europa weiterhin auf eine Verhandlungslösung mit den USA setzt. Gleichzeitig machte Handelskommissar Maroš Šefčovič deutlich, dass Europa nicht bereit sei, jeden Kompromiss um jeden Preis einzugehen. Aufgrund dessen hat die EU die Welthandelsorganisation eingeschaltet, um gegen aus ihrer Sicht ungerechtfertigte US-Zölle vorzugehen, die gegen internationale Handelsbestimmungen verstoßen würden.