Nach Einschätzung der Rabobank dürften die jüngst verhängten US-Importzölle nur einen begrenzten Einfluss auf die Schweinefleischexporte der Europäischen Union haben. Zwar belaufen sich die neuen Abgaben auf zehn Prozent, doch sind die direkten Handelsbeziehungen in diesem Segment bislang überschaubar geblieben.
Im Jahr 2024 exportierte die EU insgesamt rund 95.000 Tonnen Schweinefleisch in die Vereinigten Staaten. Das entspricht lediglich etwa zwei Prozent der gesamten Ausfuhren der Union. Innerhalb dieser Menge entfielen 31.000 Tonnen auf Dänemark, 18.000 Tonnen auf Polen sowie je 15.000 Tonnen auf Spanien und Italien. Auch die Niederlande, Irland und Ungarn trugen mit 8.000, 5.000 und 2.000 Tonnen zu den Lieferungen bei. Deutschland hatte dagegen nur einen geringen Anteil am Exportvolumen in die USA.
Anders stellt sich die Situation beim internationalen Handel mit Schlachtnebenprodukten dar. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China könnte zu Verschiebungen auf dem Weltmarkt führen. Da Washington chinesische Einfuhren mit Strafzöllen von bis zu 145 Prozent belegt hat, konterte Peking mit Gegenzöllen von bis zu 125 Prozent auf amerikanische Produkte.
Diese Maßnahmen könnten dazu führen, dass Schweinefleisch aus den Vereinigten Staaten für chinesische Abnehmer weniger attraktiv wird. In der Folge könnte Brasilien, das 2024 bereits Chinas zweitgrößter Lieferant in diesem Sektor war, seine Liefermengen weiter ausbauen. Zwar bleibt die EU Chinas wichtigster Handelspartner für Schweinefleisch, jedoch laufen derzeit Antidumpingverfahren gegen europäische Anbieter, die eine Ausweitung des Geschäfts erschweren.
Parallel dazu beobachten Analysten einen rückläufigen Trend in der nordwesteuropäischen Schweineproduktion. Seit Ende März sind die Erzeugerpreise in mehreren Ländern gestiegen. Die Rabobank sieht darin erste Anzeichen einer sich belebenden Nachfrage. Vor allem der Wegfall von Einschränkungen im Zusammenhang mit der Maul- und Klauenseuche dürfte dazu beitragen, dass Exporte nach Großbritannien wieder zunehmen.
Trotz dieser positiven Signale bleibt die Tierseuche ein relevanter Unsicherheitsfaktor. Jüngste Nachweise in der Slowakei und in Ungarn zeigen, dass das Risiko regionaler Ausbrüche weiterhin besteht und die Märkte kurzfristig beeinflussen kann.