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Rekordumsatz, höhere Dividende und Milchbauern Sorge tragen

Emmi hat 2022 wegen der steigenden Kosten zwar weniger verdient als im Vorjahr. Im zweiten Semester konnte der Konzern die Profitabilität deutlich verbessern. Davon profitieren nun auch die Aktionäre, indem sie eine höhere Dividende erhalten. Die Bauern haben gemäss Emmi vom Wettbewerb auf dem profitiert.

Wie bereits seit Januar bekannt, knackte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr erstmals die Umsatzmarke von 4 Milliarden Franken und erwirtschaftete einen Umsatz von 4,23 Milliarden. Das organische Wachstum betrug 7 Prozent und es resultierte vor allem daraus, dass das Unternehmen höhere Preise für seine Artikel – dazu gehören etwa Caffè Latte, Kaltbach-Käse oder auch Gerber-Fondue – verlangte.

Höhere Kosten

Ihren ersten grossen Auftritt hatte CEO Ricarda Demarmels. Die Bündnerin übernahm Anfang 2023 die Führung des Molkereikonzerns. Zuvor leitete während 14 Jahren Urs Riedener das Unternehmen. Im April soll er das Amt des Verwaltungsratspräsidenten von Konrad Graber übernehmen.

Die höheren Kosten konnten jedoch nicht komplett durch höhere Preise kompensiert werden: Wegen teurerer Logistik, Energie und teurerem Betriebsmaterial fiel der Betriebsgewinn um 18 Millionen tiefer aus als im Jahr davor. Auf Stufe EBIT verdiente Emmi 266,1 Millionen Franken, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Diese Ergebnisse sind um den bereits im Januar angekündigten Abschreiber von 13 Millionen auf das Bio-Molkereigeschäft in Deutschland bereinigt.

Ausland immer wichtiger

Die Division Schweiz erzielte 2022 einen Umsatz von 1’7 Mrd. Fr. (Vorjahr: 1’65 Mrd. Fr.), was einem Wachstum von 2.9 % entspricht. Gut gelaufen in der Schweiz sind Caffè Latte und Energy Drink. Volumenrückgänge musste Emmi im Detailhandelsgeschäft hinnehmen, primär in den Segmenten Molkereiprodukte und Käse. Der Anteil der Division Schweiz am Gesamtmarkt beträgt nur noch 40,1 Prozent (2021: 42,2%). Vor wenigen Jahren lag der Anteil noch deutlich über 50 Prozent.

Am stärksten zulegen konnte der Bereich «Americas», zu dem nebst dem wichtigen US- und kanadischen Markt auch das Geschäft in , Chile, Mexiko sowie Tunesien und Spanien gehört. Er wuchs organisch um 13,1 Prozent und lag mit einem Umsatz von 1,67 Milliarden Franken nur noch wenig hinter dem Schweiz-Geschäft. Ein wesentlicher Treiber für die positive Entwicklung im Segment Molkereiprodukte ist eine 2021 in Brasilien zusätzlich in Betrieb genommene Produktionsstätte für UHT-Milch. Der Anteil der Division Americas am Konzernumsatz beträgt 39.6 % (2021: 35.6 %).

Die deutlich kleinere Division Europa – mit Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Grossbritannien und Österreich – trugen 730,4 Millionen zum Umsatz bei. Das ist ein Minus von 2,1 Prozent. Tiefere Umsätze mit Schweizer Spezialitätenkäse in Deutschland, Italien und in den Niederlanden führten zu einem organischen Rückgang im Käsebereich. Der Anteil der Division Europa am Konzernumsatz beträgt noch 17.3 % (2021: 19.1 %).

Der Umsatz der Division Trade wuchs um 5,1 Prozent auf 127.6 Millionen Franken (2021: 121.4 Mio. Fr.). Der Anteil der Division Global Trade am Konzernumsatz beträgt 3.0 %

Die Division Americas ist fast gleich gross wie die Division Schweiz.
Emmi

Höhere Dividende vorgeschlagen

Entsprechend litt auch die Profitabilität: Die bereinigte EBIT-Marge für das Gesamtjahr lag bei 6,3 Prozent nach 7,3 Prozent im Vorjahr. Allerdings hatte die Marge im ersten Halbjahr noch 5,4 Prozent betragen. Emmi hat sich also im zweiten Semester deutlich verbessert (EBIT-Marge H2: 7,2%).

Unter dem Strich verblieb ein bereinigter Reingewinn von 194,3 Millionen Franken und damit 22,4 Millionen weniger als im Jahr 2021. Dennoch sollen die Aktionäre eine um 3,6 Prozent oder 50 Rappen höhere Dividende von 14,50 Franken erhalten.

Schwieriges Biogeschäft und Käsegeschäft

Die CEO Ricarda Demarmels räumte ein, dass Bioprodukte in Deutschland derzeit einen schweren Stand hätten. Kunden würden weniger Geld ausgeben für die teureren Biomilch oder Biokäse. Deshalb sei der Absatz geschrumpft. Demarmels glaubt aber fest an das Segment an die Zukunft des Biomarkts. «Wir sind überzeugt, dass Bio weiterhin im Trend sein wird», sagte die Emmi-Chefin vor den Medien. «Aber in der Schweiz verkaufen wir Bioprodukte nach wie vor sehr gut», betonte sie.

Eher harzig verläuft auch das Exportgeschäft mit Käse. Die Emmi-Chefin spricht von einer Normalisierung. Während der Pandemie sei der Konsum deutlich gestiegen. Nicht von Vorteil für den Schweizer Käse ist auch die Wechselkurssituation. Weil der Franken sich deutlich aufgewertet hat, ist der hiesige Käse teurer geworden. Das hat den Absatz zusätzlich gedämpft. In der Division Europa ist der Umsatz mit Käse denn auch deutlich geschrumpft auf 138,5 Millionen Franken Auch in der Schweiz hat Emmi einen Rückgang von 1,2 Prozent auf 411 Millionen Franken hinnehmen müssen.

In der Division Americas hingegen ist der Umsatz mit Käse deutlich gestiegen, nämlich auf 663 Millionen. Das Wachstum ist vor allem die Käse zurückzuführen, der in den Werken vor Ort produziert wurde. «Die Exporte von Schweizer Käse in die USA sind ebenfalls unter Druck. Die Produkte sind eher im hochpreisigen Segment angesiedelt», führte die Emmi-Chefin aus. Trotz aller Schwierigkeiten glaubt sie aber an eine Zukunft des Käseexports und an den Schweizer Käse. So hat Emmi im vergangenen Jahr eine neue Käserei im Emmen eröffnet. Der Milchverarbeiter hat insgesamt 50 Millionen Franken investiert. Im neuen Werk sollen rund 10’000 Tonnen Käse pro Jahr produziert werden. Aktuell werden in Emmen 100 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet. Es wird vor allem Luzerner Rahmkäse hergestellt, dazu kommen zwei Käse für die Höhlenreifung im Luzernischen Kaltbach.

Bei den Segmenten gab es nicht allzu viele grosse Verschiebungen. Am deutlichsten ist der Rückgang des Umsatzanteils bei den Molkereiprodukten.
Emmi

sinkt

Immer mehr Milchbauern hören mit dem Melken auf. Und 2022 sind auch die Milcheinlieferungen gesunken. Macht das Emmi Sorgen? «Wir müssen zu den Milchbauern Sorge tragen», führte sie aus. Dass es zu wenig Milch gäbe, befürchtet sie nicht. Im zweiten Halbjahr 2022 habe die Produktion wieder zugelegt. Verwaltungsratspräsident Konrad Graber fügte an, dass auf dem Schweizer Milchmarkt mehr Wettbewerb gäbe. «Das hat sich positiv auf den Milchpreis ausgewirkt», führte er aus. Die Migros hat sich bei der Aaremilch beteiligt, um sich den Rohstoff zu sichern. Bei der Produzentenorganisation kam es in der Folge zu einer Erhöhung des Milchpreises.

Doch die Aussichten trüben sich bezüglich Milchpreis wieder ein. In Europa sind die Preise bereits wieder am Sinken. Und auch die Zentralschweizer Milchproduzenten haben eine weitere Milchpreissenkung auf April angekündigt. Bereits auf Anfang Februar wurden die Preise gesenkt. «Wie sich die Preise weiter entwickeln werden, wird sich zeigen», sagte Graber. Er verwies aber auf die hohen Richtpreise, die noch bis Mitte Jahr gelten würden. Graber hielt fest, dass für Emmi der Schweizer Milchmarkt zentral bleibe.

Weitere Verkaufspreiserhöhungen

Für das laufende Jahr gibt sich das Management positiv: Es sieht zwar nach wie vor konjunkturelle Unsicherheiten bis hin zu rezessiven Risiken, werde aber «weiterhin vorausschauend agieren, dem anhaltenden Kostendruck mit intensivierten Produktivitätsmassnahmen und verantwortungsvollen Verkaufspreiserhöhungen begegnen», heisst es.

Emmi dürfte nach Einschätzung des Managements im aktuellen Geschäftsjahr ein organisches Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent gelingen. Auch in der Schweiz wird Wachstum vorausgesagt, obwohl der Importdruck anhalte. In der Division Americas rechnet das Unternehmen mit einem organischen Umsatzanstieg von 6 bis 8 Prozent, in der Division Europa von 3 bis 5 Prozent.

Die Verantwortlichen wollen Emmi 2023 zudem wieder profitabler machen. Man werde die Ertragsbasis «angesichts der erwarteten weiteren negativen Inputkostentwicklung» schützen, indem man die «Initiativen zur Steigerung der Profitabilität rigoros weiterführen» werde. Zudem will Emmi auch 2023 bei seinen Kunden höhere Preise durchsetzen, dies allerdings «verantwortungsvoll», wie es heisst.

Auf Stufe EBIT erwartet das Unternehmen ein Ergebnis zwischen 275 und 295 Millionen Franken, die Reingewinnmarge soll zwischen 4,5 und 5,0 Prozent betragen.

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ganzen Artikel lesen ▸ Quelle: schweizerbauer.ch

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