Die Heizölpreise erreichten im Mai 2023 den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Die Tendenz könnte zudem weiter nach unten gehen, da derzeit große Rohölmengen angeboten werden und gleichzeitig die globale Nachfrage kontinuierlich sinkt. Allerdings bleiben zahlreiche Unsicherheiten bestehen, was sich durch starke Schwankungen der Rohölpreise deutlich zeigt.
Am vergangenen Freitag sanken erneut die Preise für Rohöl, wodurch Anpassungen der Heizölpreise zu erwarten sind. Dabei betrug der durchschnittliche Heizölpreis am Freitagmorgen in Deutschland 87,8 Euro pro 100 Liter. Damit lag der Preis etwas über dem Vortagsniveau, aber knapp zwei Euro günstiger als zu Wochenbeginn. Besonders im Norden Deutschlands wurden sogar Preise von unter 85 Euro pro 100 Liter gemeldet, vereinzelt erreichte der Preis regional die Marke von 84 Euro.
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Experten von Heizöl24 berichteten zudem, dass die aktuelle Nachfrage nach Heizöl rund zweieinhalb Mal höher ausfällt als zu normalen Zeiten. Dabei zeigt die Preisentwicklung eine auffällig hohe Volatilität. Nachdem am Donnerstag zunächst starke Preissenkungen zu verzeichnen waren, zogen die Preise im weiteren Tagesverlauf wieder merklich an. Analysten begründeten diesen Preisanstieg mit einer erhöhten Risikobereitschaft auf den Märkten, ausgelöst durch einen starken Anstieg amerikanischer Aktienkurse. Diese Entwicklung führte zu sogenannten „Short-Covering“-Maßnahmen beim Rohöl.
Ein weiterer Faktor, der die Rohölpreise beeinflusst, ist die Möglichkeit zusätzlicher Sanktionen gegen russisches Öl. Laut einer Aussage von US-Senator Lindsey Graham besteht eine breite politische Unterstützung für eine neue Sanktionsinitiative. Diese sieht Strafmaßnahmen und Zölle gegenüber Ländern vor, die russisches Öl beziehen, sollte der russische Präsident Wladimir Putin nicht zu ernsthaften Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg bereit sein.
Bereits am Mittwoch zuvor war der stärkste monatliche Rückgang der Ölpreise seit rund dreieinhalb Jahren beobachtet worden. Hintergrund hierfür waren Aussagen Saudi-Arabiens, künftig die Ölproduktion ausweiten zu wollen, um seinen Marktanteil zu sichern. Gleichzeitig verschlechtern die Folgen des globalen Handelskrieges die Perspektiven für die zukünftige Ölnachfrage. Dies führte zu einem Wochenverlust von sieben Prozent bei Brent-Öl und sechs Prozent bei der Sorte WTI.
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor für den Ölpreis ist die Haltung Saudi-Arabiens, derzeit keine weiteren Produktionskürzungen vorzunehmen, um den Ölmarkt zu stabilisieren. Mehrere Mitgliedsstaaten der OPEC+ planen sogar bereits für Juni eine weitere Erhöhung der Fördermengen. Am 5. Mai werden sich die beteiligten Staaten treffen, um entsprechende Entscheidungen hinsichtlich der Produktion zu diskutieren.
Ein vorübergehender Anstieg der Rohölpreise am Donnerstag erfolgte im Zusammenhang mit einer Drohung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte angekündigt, gegen Länder, die Rohöl oder petrochemische Erzeugnisse aus dem Iran beziehen, strenge Sekundärsanktionen zu verhängen und jegliche Handelsbeziehungen mit den USA zu unterbinden. Parallel dazu verkündeten Vertreter aus dem Iran und den USA Fortschritte bei Verhandlungen über eine Neuauflage des Atomabkommens. Sollte hierbei eine Einigung erzielt werden, könnten amerikanische Sanktionen gegen den iranischen Ölexport aufgehoben werden. Dadurch käme zusätzliches Öl auf den Weltmarkt, was wiederum preissenkende Effekte hätte.
Zudem gab es zuletzt Nachrichten aus den USA, wonach die amerikanische Wirtschaft erstmals seit drei Jahren im ersten Quartal wieder schrumpfte. Diese Entwicklung war hauptsächlich auf einen starken Importanstieg zurückzuführen, da Unternehmen versuchten, Zollkosten auszuweichen. Deutlich wird hierbei auch, wie sehr sich die schwankende Handelspolitik der USA negativ auf den Markt auswirkt. Eine aktuelle Umfrage von Reuters legt sogar nahe, dass die globalen Handelskonflikte die Weltwirtschaft 2023 in eine Rezession treiben könnten.
Die Marktanalysten von Kpler senkten vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ihre Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage bis zum Jahr 2025 von ursprünglich 800.000 Barrel täglich auf nunmehr 640.000 Barrel pro Tag. Begründet wird diese Entscheidung vor allem mit den Auswirkungen der Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie der allgemein schwachen Nachfrage in Ländern wie Indien.
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