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Wassermangel: Berggebiete für gemeinsame Strategie

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) hat verbindliche Konzepte für einen Hitzesommer verlangt. Schon jetzt sollen Gemeinde und Kantone festlegen, was bei einer starken kontingentiert würde, wie SAB-Direktor Thomas Egger sagte.

Für ein Konzept müssten von der Gemeinde über die und Feuerwehr bis zu Elektrizitätswerken alle Akteure, die Wasser benötigen, einbezogen werden, forderte Egger im Schweizer Radio SRF am Dienstag. Der Kanton Tessin, das Wallis, Luzern und St. Gallen hätten schon Strategien ausgearbeitet.

Obschon die Kompetenz fürs Wasser nicht beim Bund liegt, erwartet die SAB dessen Unterstützung. Es brauche eine schweizweite Übersicht über Wasserangebote und den Bedarf. «Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass der kommende Sommer punkto Trockenheit noch extremer werden könnte als 2022», sagte Egger. 

Eine Übersicht sei im Entstehen, sagte Carlos Scapozza, Abteilungsleiter Hydrologie beim Bundesamt für Umwelt zu SRF. «Der Bund bereitet ein Frühwarnsystem für Trockenheit und ein Konzept zur Aufnahme der Nutzungsdaten des Wassers vor.» Beides soll nach Auftrag des Bundesrats 2025 vorliegen. Eine allfällige Trockenheit in den nächsten beiden Sommern werde man vorerst aber noch regional betrachten müssen.

Sehr viel Niederschlag nötig

Weil wenig Schnee da sei, gebe es auch wenig Schmelzwasser, sagte der Hydrologe der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft Massimiliano Zappa in einem am Montag veröffentlichten Interview mit «La Liberté». Bis Mitte April wäre doppelt so viel Niederschlag wie üblich nötig, um das in diesem Jahr angehäufte Defizit auszugleichen. Er forderte die Behörden auf, den Mut zu haben, wenn nötig bereits im April ein Verbot für das Füllen von Schwimmbädern, das Bewässern von Gärten oder das Reinigen von Autos zu beschliessen.

Die habe in den letzten Jahren mehrere Dürren erlebt, was nicht ohne Folgen blieb: «Das Wassersystem hat ein Gedächtnis», sagte der Hydrologe. Wenn die Böden trocken seien, verstärke sich die Hitze und es bestehe die Gefahr von Hitzeinseln in den Städten.

Regen erwartet

Ab Mittwoch ändert sich das Wetter, es stellt sich endlich eine Westwindlage ein. Damit gibt es vor allem in den westlichen Regionen teils ergiebigen Regen. Westlich von Bern werden 50 bis 80mm erwartet, im zentralen und östlichen Mittelland sind es noch 20 bis 50 mm. Die Schneefallgrenze ist in den kommenden Tagen relativ hoch. Meist liegt sie zwischen 1500 und 2000 m. Vor allem im Unterwallis oder in Teilen des Berner Oberlands sind bis Sonntag teilweise deutlich mehr als 100 cm Neuschnee zu erwarten.

Der erwartete Niederschlag wird das Defizit aber weitem nicht ausgleichen.
-> Detaillierte Ortsprognosen gibt es hier

Schneedefizit Trockenheit vom Sommer

«Das Schneedefizit von heute ist die Trockenheit im nächsten Sommer und Herbst», sagte Manuela Brunner, Leiterin Hydrologie und Klimafolgen in Gebirgsregionen beim WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos, kürzlich zur Nachrichtenagentur sda. Die Auswirkungen hätten über die Jahrzehnte deutlich zugenommen.

Brunner hat in einer Studie festgestellt, dass die Zahl der Dürren, die durch Schneeschmelzdefizite ausgelöst wurden, im Zeitraum 1994 bis 2017 um 15 Prozent höher war als in den Jahren 1970 bis 1993. Sie geht davon aus, dass der Trend sich fortsetzt, weil die Schneefallgrenze steige. Damit sinke die Menge an Wasserreserven, die im Schnee gespeichert seien.

«Wenn im Frühjahr das Wetter so ähnlich ist wie 2022 wird sich die Trockenheit deutlich verschärfen», warnte der Agrarmeteorologe an der Universität für Bodenkultur in Wien, Josef Eitzinger. Es zeichne sich ab, dass die Flüsse viel weniger Schmelzwasser transportieren werden. «Damit fehlt die Frühjahrsspitze, die auch wichtig für das Auffüllen von Grundwasser wäre.» Wegen Rekord-Tiefstständen beim Grundwasser südlich von Wien müssten sich viele Landwirte auf Einschränkungen bei der Bewässerung der Felder einstellen, meinte Eitzinger.

Grosses Niederschlagsdefizit

Das Niederschlagsdefizit in einigen Regionen der Schweiz ist frappierend. Gemäss MeteoSchweiz fielen in Mosogno in den letzten zwölf Monaten nur 1023 mm. Das entspricht etwa der Hälfte eines normalen Niederschlags (2060 mm). Ähnlich sieht es in der Leventina. In Binn im Oberwallis fielen 494 mm (Norm: 1177 mm). Auch im Oberengadin und im Bergell  gab es nur sehr wenig Regen. Dort wurde über zwölf Monate etwa 60 bis 80 Prozent des Niederschlags für die Periode 1991-2020 gemessen.

«Defizite in dieser Grössenordnung sind kurzfristig kaum aufzuholen. Dafür bräuchte es in diesen Regionen mehrere Monate mit weit überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen», schreibt MeteoSchweiz im Wetter-Blog vom 23. Februar. 

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ganzen Artikel lesen ▸ Quelle: schweizerbauer.ch

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