2022 erhöhte sich der Produzentenpreis für milch gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent auf 75.34 Rappen pro Kilo. Das ist der höchste Stand seit 2009. Für den Anstieg gibt es mehrere Gründe. Dies geht aus dem jüngsten Marktbericht Milch hervor.
Der Krieg in der Ukraine hat das Jahr 2022 massgeblich geprägt. Auch die Landwirtschaft war betroffen. So stiegen die Kosten für Produktionsmittel deutlich an. strom, Futter und auch Maschinen wurden deutlich teurer.
Stärkster Anstieg in den letzten Jahren
Das führte dazu, dass die Branchenorganisation Milch den Richtpreis erhöhte. Dieser stieg am 16. April 2022 um 5 Rappen auf 78 Rappen je Kilo. Es handelte sich um die erste Erhöhung seit dem 1. Januar 2021. Der Richtpreis von 78 Rappen wurde bis Ende 2022 fixiert.
Das führte dazu, dass sich der gesamtschweizerische Produzentenpreis 2022 um 5,54 Rappen auf 75,34 Rappen erhöhte. Das ist ein Plus von 7,9 Prozent. Gemäss dem Marktbericht Milch des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) handelt sich um den stärksten Anstieg der letzten sechs Jahre. Die Experten des Bundes führen den Anstieg unter anderem auf die gestiegenen Produktionskosten für Milch, die rückläufige Milchproduktion sowie die höheren Preise für Milchprodukte im Ausland zurück.
Molkereimilch mit deutlichem Plus
Zwar gab es in sämtlichen Segmenten steigende Preise. Doch der Anstieg fällt unterschiedlich aus. Der Produzentenpreis für konventionelle Milch erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 8,0 Prozent (5,96 Rp.) auf 74,44 Rp./kg. Bei der Biomilch gab es ein Plus von 5,78 Rp. (+7,0 Prozent) auf 88,02 Rp./kg.

BLW
Der Preis für Bio-Käsereimilch war mit 93.06 Rp./kg deutlich höher als jener für Bio-Molkereimilch. Bei der konventionellen Milch nahm der Preis für Molkereimilch mit 7,16 Rp. (+11,1 %) auf 71.47 Rp./kg stärker zu als jener für Käsereimilch. Hier gab es einen Anstieg von 3.02 Rp. (+3,9 %) auf 79.64 Rp./kg.
Bei der Segmentierung zeigt sich die Erhöhung ebenfalls deutlich. Der Preis im A-Segment stieg um 7,9 % auf 74.69 Rp./kg. Beim B-Segment gab es gar eine Erhöhung um 21,6% auf 64.22 Rp./kg.

BLW
Tilsiter mit höchstem Plus
Bei den verschiedenen Käsesorten sind die Milchpreise gestiegen, aber weniger stark als bei der Molkereimilch. Die Rohmilch zur Herstellung von Gruyère AOP erzielte mit 86.72 Rp./kg den höchsten Preis. Der Anstieg fiel mit 1,67 Rappen im Vergleich mit den anderen drei Käsesorten am geringsten aus.

BLW
Der milchpreis beim Emmentaler AOP war mit 73.29 Rp./kg am tiefsten. Dafür gab es mit 3,78 Rp. den zweithöchsten Anstieg. Auch beim Appenzeller gab es mit 3,54 Rp. auf 74,50 Rp./kg eine deutliche Erhöhung. Der höchste Anstieg beim Milchpreis gab es bim Tilsiter. Er stieg um 5.55 auf 74.52 Rp./kg.
In diesem Jahr sind die Aussichten leider wenig gut. Die Preise für Milch, Milchpulver und Butter an den internationalen Märten sind teils deutlich gesunken. Das wirkt sich negativ auf den B-Preis. Dieser ist im Vergleich zu 2022 in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich gesunken. Deshalb haben die ZMP beispielsweise den Basispreis im Februar gesenkt. «Aufgrund der internationalen Marktentwicklung und der damit einhergehenden weiter sinkenden Preise befindet sich das Milchgeschäft ZMP aktuell deutlich in einer Unterdeckung. Entsprechend wird im April eine weitere Preissenkung notwendig werden», hiess es im jüngsten Newsletter. Eine weitere Senkung erfolgt im April.
Konsumentenpreise auf Rekordniveau
Die höheren Produzentenpreise 2022 wirkten sich auch auf die Preise im Laden aus. Gemäss dem Marktbericht kletterten die Konsumentenpreise 2022 auf ein neues Rekordniveau. Der Detailhandelspreise für Frischmilchprodukte wie Kochbutter erhöhte sich um 4,7 Prozent auf 3.55 Fr./250 g, für UHT-Drinkmilch auf 1.40 Fr./Liter (+4,9%) oder für Früchtejogurt auf 3.23 Fr./kg (+6,0%). Auch Mozzarella (+4,6 %) oder Emmentaler AOP surchoix (+3,2 %) wurden in den Regalen teurer.

BLW
Molkereimilchpreisindex erreicht 2022 Rekordniveau
Der Molkereimilchpreisindex ist eine vergangenheitsbezogene Grösse. Sie bildet die Entwicklung der Preise von Molkereimilchprodukten für den Detailhandel und die Industrie sowie der Produzentenpreise für Milch in den umliegenden Ländern ab. Der Molkereimilchpreis-Gesamtindex setzt sich aus den monatlichen Preisschwankungen dreier Produktbereiche, den sogenannten Teilindizes, zusammen.Es wird zwischen dem Teilindex «Detailhandelsprodukte», dem Teilindex «Industrieprodukte» und dem Teilindex «Liberalisierte Produkte» unterschieden. Der Molkereimilchpreisindex erfuhr gemäss BLW im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich einen deutlichen Anstieg und kletterte im Jahresmittel auf 110,55 Punkte (+10,21 Prozentpunkte). «Damit erreichte der Molkereimilchpreisindex den höchsten Stand seit 2010. Die Zunahme ist im Wesentlichen auf die Preiserhöhungen für Milchprodukte auf internationaler Ebene, insbesondere in der EU, zurückzuführen», halten die Marktexperten fest.
So verzeichnete Deutschland beispielsweise für die Zeitspanne zwischen Januar und April 2022 kontinuierliche Preisanstiege für Butter (+22,6 %), Magermilchpulver (+23,2 %) und Vollmilchpulver (+24,2 %). Die Entwicklung des Molkereimilchpreisindex verdeutliche den Einfluss des europäischen Milchmarktes auf den Rohmilchpreis in der Schweiz. «Die Schwankungen der Preise für Milchprodukte wie Milchpulver und Butter auf den internationalen Märkten beeinflussen somit den Produzentenpreis für Milch in der Schweiz», heisst es im Marktbericht Milch.
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Quelle: schweizerbauer.ch