Am Samstagmittag wurde Charles zum König gekrönt. König Charles III hat ein grosses Herz für die Landwirtschaft und pachtete 35 Jahre lang einen Bauernhof, den er bereits in den 1980er-Jahren auf biologische Produktionsweise umstellte.
Mit dem Tod von Königin Elizabeth II. im letzten Herbst ging eine Ära zu Ende. Ähnlich wie ihre Vorgängerinnen Elizabeth I. und Queen Victoria hat sie ein ganzes Zeitalter geprägt. Und es gibt gar nicht mehr so viele Menschen, die sich noch an die Zeit erinnern, als ihr Vater, König George VI., an der Macht war. Nach ihrem Tod folgt ihr 73-jähriger Sohn Charles Königin Elizabeth II. auf den Thron. Ganz getreu der französischen Heroldsformel «Die Königin ist tot, lang lebe der König».
Einst belächelt
Obwohl eine Erbmonarchie Kontinuität garantiert, wird König Charles III. seine eigene Agenda haben. Seit jeher interessiert sich der neue König des Vereinigten Königreichs Grossbritannien und von Nordirland sowie von 14 weiteren Commonwealth-Staaten für die biologische Landwirtschaft.
Als er 1981 den Landsitz Highrove House kaufte und zusätzlich den nahe gelegenen Bauernhof pachtete und diesen nach ökologischen Standards bewirtschaften liess, wurde er belächelt. Angeblich soll er auch mit den Pflanzen im Park seines Anwesens gesprochen und diese so zu besserem Wachstum animiert haben. Was in den 80er-Jahren als Spinnerei abgetan wurde, entspricht 40 Jahre später dem Zeitgeist und ist absolut trendy.
Vom Vater geerbt
Das Verständnis und die Liebe zur Natur wurden dem neuen König quasi in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater Prinz Philip setzte sich für den Erhalt der Natur und für den Schutz bedrohter Tierarten ein. Er war Ehrenpräsident des World Wide Fund for Nature (WWF).
Über viele Jahre hat sich Prinz Charles mit diversen Organisationen wie zum Beispiel «The Prince's Foundation» für Themen wie Nachhaltigkeit eingesetzt. Auf der Website der Foundation steht, dass es deren Aufgabe sei, Projekte zu unterstützen, die zu einer nachhaltigeren Gesellschaft führten.
Unter anderem hat Charles, damals noch als Prinz, eine Initiative zur Erhaltung von Hecken als Biodiversitätsflächen lanciert. «It's so important to remplant and try to restore the landscapes.» Es sei wichtig, die Landschaft wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, sagte der Prinz von Wales damals. «Hecken sind wichtige Biodiversitätsflächen für Insekten und alle weiteren Tiere, die darin leben.»
getreide und Kühe
Noch konkreter konnte der neue König Englands seine Liebe zur Biolandwirtschaft auf seinem eigenen Bauernhof, den er 35 Jahre lang bewirtschaftete – oder besser gesagt von dem Betriebsleiter David Wilson bewirtschaften liess – ausleben. Dieser Betrieb liegt in der Nähe seines Anwesens Highrove House und ist unter anderem Heimat von 100 Mastrindern.

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Zusätzlich werden auf dem Biobauernhof aber auch Milchkühe für die Produktion von Biomilch gehalten, und das Ackerland wird zur Getreideproduktion genutzt. «Er hatte schon immer eine Passion für die Landwirtschaft, interessierte sich für Fragen der ländlichen Entwicklung und wollte selbst landwirtschaftlich tätig sein», beschrieb David Wilson in einem Artikel, der auf www.flurundfurche.de erschienen ist, die Liebe des neuen Königs zur Landwirtschaft. Im Jahr 2021 verzichtete Charles darauf, den Pachtvertrag des Hofes nochmals um 20 Jahre zu verlängern, was von dem damals 71-jährigen Prinzen wohl eine weise Entscheidung war.
Kein ausgebildeter Bauer
Eine Ausbildung im Bereich der Agrarwissenschaften hat der neue König übrigens nicht absolviert. Er studierte an der Universität von Cambridge Archäologie und Anthropologie, wechselte später zu Geschichte und besuchte nach seinem Bachelor-Abschluss die Universität von Wales, um seine Walisisch-Kenntnisse zu verbessern. Im Anschluss daran absolvierte er bei der Royal Navy seine militärische Ausbildung und liess sich zusätzlich zum Hubschrauber- und Flugzeugpiloten ausbilden.
Gesunder Boden
In dem Alter, in dem andere Menschen bereits im Ruhestand sind, tritt der Prinz von Wales nun also seine wichtigste Rolle und den Beruf an, für den er seit seiner Geburt vorgesehen war. Obwohl er die Pacht seines geliebten Bauernhofs aufgegeben hat, bleibt ihm wenigstens noch der Garten von Highrove House. Dieser hat ebenfalls beachtliche Dimensionen und bezaubert nicht nur mit seinen Naturwiesen, plätschernden Quellen und Teichen, sondern ist auch die Heimat von Pferden und Rindern, und im Herbst werden seine Flächen von Schafen abgegrast.
Die Liebe zu Pferden hat er übrigens von seiner Mutter Königin Elizabeth II. geerbt, die zeitlebens eine grosse Pferdenärrin war und bis ins hohe Alter auch selber geritten ist.
In seinen Gemüsegärten legt König Charles grossen Wert auf die Pflege des Bodens, denn ein gesunder Boden sorge für ein gesundes Wurzelsystem bei den Pflanzen, die wiederum mehr Ertrag bringen würden, ist der Hobby-Gärtner überzeugt. Die Produkte, die auf seinem Anwesen hergestellt werden, dazu gehören nicht nur gemüse, sondern unter anderem auch Honig und diverse kunsthandwerklich gefertigte Gegenstände, können im Webshop von Highrove House gekauft werden.
Alte Sorten erhalten
Auch der Erhalt alter Gemüsesorten und Tierrassen ist König Charles ein wichtiges Anliegen. Als Prince of Wales war er Schirmherr des Rare Breeds Survival Trust (RBST). Dabei handelt es sich um eine Organisation, die sich die Erhaltung alter britischer Haustierrassen zum Ziel gesetzt hat. Seit seiner Gründung im Jahr 1973 ist keine britische Haustierrasse ausgestorben. Auf der Beobachtungsliste des RBST werden Rinder-, Schaf-, Schwein-, Pferde-, Ziegen- und Geflügelrassen geführt, die zu den alten britischen Rassen zählen. Sie werden in unterschiedliche Kategorien der Gefährdung eingestuft. Der Trust führt ausserdem eine Liste von Höfen, die alte Tierrassen halten und die für Besucher geöffnet sind.
Auszeit auf dem Land
Vermutlich wird der neue König mit Antritt seines Amtes nicht mehr gleich viel Zeit haben, um sich für diese Projekte einzusetzen. Seine neue Rolle wird er aber garantiert dazu nutzen, um noch intensiver auf die Bedeutung von nachhaltiger Landwirtschaft und Umweltschutz hinzuweisen. Und ab und zu, wenn es seine randvolle Agenda zulässt, wird er sich wohl auch nach Highrove House zurückziehen und sich für einige Stunden als Biobauer und nicht als König fühlen.
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Quelle: schweizerbauer.ch